Freitag, 29. April 2016

Die beste kulinarische Destination der Welt?

Diese Woche war hauptsächlich von kulinarischen Highlights geprägt- meine Erzählungen gehen wohl eher in die Richtung Food-Blog statt Reiseabenteuer. ;) Doch es macht so viel Spaß, sich durch die verschiedenen Gerichte zu probieren, auf der Straße oder in eleganten Restaurants, durch traditionelle Speisen und Resultate der vielen Fusionsküchen. Bei der Ausgabe der World Travel Awards erhielt Peru Ende 2015 zum vierten Mal in Folge die Auszeichnung als beste kulinarische Destination der Welt - ich kann jetzt schon nachvollziehen, warum.

Am Montag gab es im Crepissimo - wahrscheinlich einer meiner neuen Lieblingsläden - ein Mittagsmenü bestehend aus frischem Salat, einem Quinoa-Crepe gefüllt mit einer Quinoa-Käse-Mischung und einem zartschmelzenden Schokoladeneis, dazu eine frische Limetten-Limonade, das gesamte Menü für 7,80€. Zudem ist alles in diesem französisch angehauchten Innenhof schön - die kunstvoll verzierten Wände, der Aussichtspunkt auf der Terasse, die individuell bemalten Tische und die unaufdringliche Jazzmusik im Hintergrund - die anscheinend über das SWR-Radio gestreamt wird, wie ich in einer Pause zwischen zwei Stücken hören konnte.





Am Dienstag sind Lissa und ich auf Fabricios Empfehlung hin über die schöne Puente Bolognesi zum El Montenegro gelaufen, das versteckt in einem Hinterhof direkt am Rio Chili liegt und von der Terasse aus während des Essens einen grandiosen Blick auf die Vulkane ermöglicht. Schon auf dem Weg dorthin überredete mich Lissa, ein paar Streetfood-Spezialitäten auszuprobieren - zum einen tamales, mit Maismehl und verschiedenen Zutaten gefüllte und entsprechend deftige oder süße in Maisblättern eingehüllte, gedämpfte Taschen, zum anderen Pastel de Choclo (der Name einer großen Maissorte) ohne Füllung und dafür süß. Neben einem Saft aus der Papaya arequipeña, die kleiner als die normale Papaya ist, bestellten wir uns im Restaurant beide eine Plato Americano, unwissend, dass ein Teller für uns beide locker ausgereicht hätte. Neben der Spezialität Rocoto Relleno (sehr scharfe gefüllte Paprika), Pastel de Papas (eine Art Kartoffelauflauf), Habas (grünen dicken Bohnen), Soltero de Queso (einem superleckeren aus Arequipa stammenden Salat mit Käse, Zwiebeln, Tomaten, Oliven, Choclo-Mais, Habas, Koriander und anderen Gewürzen), einem Stück Chicharrón de Chanchon (Schwein), einem Omelette aus Gemüse und Spaghetti (sehr seltsam) befand sich auch noch ein riesiger Haufen Reis auf unserem Teller. Kostenpunkt diesmal bei 10,50€, also teuer.
Neben dem vielen Essen auch ein kurzer Einschub zum Tagesgeschehen: am Dienstag und Mittwoch wurden in Arequipa die Wasserleitungen gereinigt und - man kann sich nicht vorstellen, dass das in der zweitgrößten Stadt Perus möglich ist - in der ganzen Stadt gab es vorübergehend kein Wasser. Die Hotels haben zwar Tanks und somit hat man es in der Sprachschule nicht gemerkt, aber zum Beispiel im Restaurant floss kein Wasser. Verrückt, oder?
Außerdem musste ich diese Woche waschen, was man hier am besten in einer der Lavanderías machen lässt - für relativ gesehen viel Geld. Jetzt riechen meine Sachen nach Rauch, aber nach Nachfrage in der Lavandería kann das angeblich nicht sein.




Am Mittwoch habe ich mich durch die vielen wuseligen Straßen Arequipas treiben lassen, meine zwei nächsten Wochenenden geplant, dabei viele wunderbare Innenhöfe entdeckt, die still und bunt und grün nur wenige Meter vom Chaos entfernt liegen und winzige Läden und süße Cafés beherbergen. Am Ende bin ich mal wieder auf dem Markt San Camillo gelandet, habe auch dort das Durcheinander der vielen Waren und Menschen auf mich wirken lassen, und mir einen Pastel de Papa und einen frischen zubereiteten Cherimoyasaft gekauft - unschlagbar günstig für insgesamt 3,70€. Das Wetter ist übrigens toll, gleichmäßige 22 Grad, die aber wärmer wirken, da die Sonne extrem stark ist. Sobald diese aber untergegangen ist, wird es sofort kühl und man friert abends schnell, denn mit Heizungen sind peruanische Häuser nicht ausgestattet.










 



Am Donnerstag sind Lissa und ich nach der Schule wieder essen gegangen, erneut in eines der Restaurants, das uns Fabricio empfohlen hatte und das ich ohnehin aufsuchen wollte. Im Hatunpa gibt es vor allem eines - Kartoffeln. In Peru gibt es mehr als 3000 Kartoffelsorten (Fun Fact: in Lima sitzt das internationale Kartoffelinstitut mit einer Gendatenbank von etwa 3900 Kartoffeln), gegen Aufpreis kann man pro Gericht drei Andenkartoffeln, drei wilde Kartoffelsorten sowie Süßkartoffeln probieren - in meinem Fall mit Ocopa arequipeña con queso, die übrigens ihre gelbe Farbe dem Gewürz Huacatay sowie gelbem Pfeffer verdankt. Das Tischset zeigt die Flaggen aller Länder, aus denen bereits Gäste im Hatunpa waren, mitsamt der Übersetzung für das Wort Kartoffel (das deutsche Wort tanzt natürlich mal wieder vollkommen aus der Reihe), und der Besitzer klemmt jedem Besucher die beiden Herkunfsflaggen auf den Tisch. Das Ergebnis: abwechslungsreiches und leckeres Essen plus einem Sättegefühl, das den ganzen Tag hält, für 4,80€.





Abends haben wir uns im Deja Vu getroffen, um an der kostenlosen Salsa-Stunde teilzunehmen. Doch statt 20.30 Uhr ging es natürlich erst gegen 22.30 Uhr so richtig los (peruvian time eben) und so waren wir gezwungen, noch ein paar Cocktails zu trinken. Ein paar Chilcanos und Cuba Libres später - zwei Cocktails für nur 15 Soles, also 4€! - hatten wir Markus aus Finnland, der ebenfalls an unserer Sprachschule Spanisch lernte, und seine peruanische Freundin getroffen, und gerade als wir aufbrechen wollten, ließen wir uns doch überreden, trotz verpassten Anfangs mitzutanzen - und nach ein paar Startschwierigkeiten war die Erinnerung an meinen Salsakurs vor Jahren wieder aufgefrischt und es hat - natürlich - wahnsinnig viel Spaß gemacht. Achja, Lissa ist übrigens 47 und hat zwei Kinder - überrascht? War ich auch, und insgeheim glaube ich es ihr auch immer noch nicht, ebenso wenig wie alle anderen.






Heute haben Lissa, ihr Spanischlehrer Christian, Or aus Israel und ich schließlich eine waschechte Pícanteria inmitten des Wohnviertels, in dem ich auch wohne, getestet - mal wieder auf Empfehlung von Fabricio - und waren allerding nur mittelmäßig überzeugt - zudem zum Preis von etwa 5,80€. Neben Chica Morrada gab es für mich ein zweites Mal Trucha Frita.





Fazit der Woche: Peruaner reden nicht nur wahnsinnig gerne über Essen, sondern essen auch sehr gerne und sehr viel - die Portionen sind meist riesig. Fast jeden Beginn meiner Doppelstunden mit Fabricio verbringen wir mit dem Informationsaustausch über Restaurants und Events.
Zur Sprache selbst noch ein paar Worte: Lissa und ich haben und fast immer auf Spanisch unterhalten, von einzelnen Worten und Sätzen in Englisch unterbrochen, und unter anderem deshalb hat diese Woche wahrhaftig viel Lernzuwachs für mich mit sich gebracht. Mit den taxistas verhandeln und die ganze Fahrt über Smalltalk führen, mit Peruanern sprechen - all das klappt nun langsam, und es ist ein tolles Gefühl. Alle Konjugationen im Indikativ haben wir nun durchgenommen, also neben dem Präsens und Imperativ vier Vergangenheitsformen und drei Futurformen, und haben nun mit dem Subjuntivo begonnen, der in der Alltagssprache sehr viel gebraucht wird, ab nächster Woche geht es mit dem Buch auf Intermedio-Niveau weiter. Aber davor geht es erstmal auf zu einer dreitägigen Tour in den Colca Cañon, der zweittiefste Canyon der Welt, fast doppelt so tief wie der Grand Canyon - ich freue mich riesig.

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