Sonntag, 17. April 2016

Alte Lehmpyraiden und neue Parkanlagen

Gestern besuchte ich die Huaca Pucllana, eine Lehmpyramide aus der Zeit der Lima-Kultur um 400. Wieder war die Sonne unnachgiebig und die Luft heiß und stehend. Auch die Sehenswürdigkeiten verlangen keinen hohen Eintrittspreis, ich bezahlte nur einen ermäßigten Preis von 6 Soles und konnte damit das winzige Museum besuchen und mit der im Preis inbegriffenen Tour die Anlage betreten. Die einstündige Tour wurde etwas lustlos durchgeführt, aber es war durchaus interessant, auf diesem Wege ein paar Einblicke in die Lima-Kultur zu bekommen. Schön fand ich einen kleinen angelegten Garten sowie ein paar Gehege mit Lamas und Meerschweinchen - begleitet von den Worten: "You may consider them as pets, but we consider them as lunch." Außerdem lernte ich Marie und Heidi aus Dänemark kennen, mit denen ich mich lose verabredete für ein weiteres Treffen in Arequipa, wo die beiden ebenfalls innerhalb der nächsten Wochen sein würden.

  
  

Zum Mittagessen wollte ich Ceviche probieren, da mir erzählt worden war, dass dieses Nationalgericht in Lima am besten sei. An den Tagen zuvor war ich bereits zu spät dran gewesen, denn Ceviche ist roher, in Limettensaft eingelegter Fisch, serviert mit roten Zwiebeln, Süßkartoffeln und Mais, und wird meist nur bis zum frühen Nachmittag serviert. Da ich den Spruch "Iss es, schäl es oder vergiss es." noch gut in Erinnerung hatte, verließ ich mich auf Empfehlungen aus meinem Reiseführer und spazierte durch die teils sehr schönen Straßen von Miraflores, hin und wieder ein kleines Graffiti-Kunstwerk entdeckend, in das El Rincón del Bigote. Als Snack bekam ich, wie auch tags zuvor in der Bar, geröstete und gesalzene Maiskörner - sehr lecker. Die Portion war riesig, doch dem Preis angemessen und sehr gut.

 
 


Danach wollte ich mir ein paar peruanische Märkte ansehen, doch diese entpuppten sich lediglich als große Hallen gefüllt mit allerlei Touristenramsch. Bevor ich mich mit Mélissa an der Metro-Haltstelle traf, sah ich allerdings einen weiteren Markt, und dieser schien authentischer zu sein - in der Halle wurden Lebensmittel verkauft, Obst und Gemüse stapelte sich zu teils mehr, teils weniger appetitlichen Haufen, Fleisch und Fisch wurde ebenso offen angeboten. Außen befanden sich kleine Stände für Haushaltswaren, Schuhe oder Blumen. Hier war ich erkenntlich die einzige Nicht-Peruanerin.

 
 

Mit Mélissa machte ich mich auf den Weg zum Parque de la Reserva. Wir wussten den Weg nicht genau und stiegen eine Haltestelle zu spät aus, hatten aber so die Chance, am schön angelegten Parque de la Exposicion und allerlei prunkvollen Gebäuden wie dem Palacio de Justicia, dem Museo de Arte Italiano oder dem Kunstmuseum vorbeizuspazieren.

 

Hinter dem Estadio Nacional fanden wir schließlich den Eingang zum Parque de la Reserva, für den 4 Soles Eintritt erhoben wurden. Direkt hinter dem Eingang bewunderten wir die wunderschöne Anlage und den majestätischen Brunnen direkt am Parkeingang, desssen Wasserspiele von klassischer Musik untermalt wurden.

 

Einige Minuten hielten wir uns dort auf, dann liefen wir ein wenig weiter, um unser eigentliches Ziel ausfindig zu machen, und entdeckten dabei just zwei weitere Brunnen, die anders angelegt und nicht weniger sehenswert erschienen. Doch zunächst folgten wir der Menschenansammlung und warteten auf den Beginn einer traditionellen Tanzshow mit Menschen und Pferden, die an diesem Tag stattfinden würde. Wie von Mélissa vorhergesagt begann das Event nach peruanischer Zeit - statt um 17.30 Uhr erst um 18 Uhr - und in traditionelle Kostüme gekleidete Tänzer tanzten sowohl miteinander als auch mit ihren Pferden.

 
 

Mélissa und ich waren allerdings zunehmend abgelenkt von den Brunnen hinter uns, deren Wasserspiele mit den vom Sonnenuntergang angestrahlten Wolken im Hintergrund noch wunderbarer aussahen, und unsere Aufmerksamkeit war vollends auf die Brunnen gerichtet, als diese nach Einbruch der Dunkelheit verschiedenfarbig beleuchtet wurden. Neben den Formen des Wasser änderten sich nun auch ständig die Farben des Wassers.

  
 

Nach einiger Zeit beschlossen wir, uns den weiteren Brunnen auch anzusehen, und stellten auf dem Weg dorthin fest, dass der Park riesig war, wundervoll angelegt mit kleinen Bächen, Wasserfällen, von Lichterketten beleuchteten Bäumen und vielen weiteren großen und kleinen Springbrunnen, allesamt verschiedenartig aufgebaut. Unwissentlich hatten wir begonnen, den El Circuito Mágico del Agua entlang zu gehen, und immer wieder waren wir überrascht, wenn wir auf einmal noch einen weiteren Brunnen entdeckten.

 

Insgesamt gab es in dem Park dreizehn Brunnen, und jeder von ihnen war ein Kunstwerk für sich. Der Fuente Mágica, der Brunnen am Anfang, erreicht eine Wasserhöhe von bis zu 80 Metern, der Fuente Túnel de las Sorpresas bildet mit seinen Wasserstrahlen einen 35 Meter langen beleuchteten Tunnel aus Wasser und der Fuente de los Ninos sorgt mit seinen interaktiven Wasserstrahlen, die auf das Laufen auf die Plattformen des Brunnens reagieren, nicht nur bei Kindern für Gekicher und Gelächter. Wieder am Anfang angekommen, wollten wir noch ein letztes Mal den Farbverlauf des 120 Meter langen, aus vielen einzelnen Springbrunnen bestehenden Fuente de la Fantasia betrachten, als das Wasser auf einmal versiegte und die Lichter erloschen. Irritiert fragten wir uns, ob der Park wohl schon schließen würde, doch dann begann das Wasser wieder zu sprudeln, dramatische Musik ertönte, und mit Lasern wurden Bilder auf das Wasser projiziert. Perfekt synchronisiert mit der Musik begann nun eine etwa fünfzehnminütige Show, bei der Formen und Bilder auf die Wassermassen gestrahlt wurden und die Springbrunnen im Takt der Musik verschiedene Formen erzeugten. Ich war gebannt von den verschiedenartigen Bildern, die da erzeugt wurden, und zwischendurch sogar so fasziniert und beeindruckt, dass mir fast die Tränen in die Augen stiegen. Ich habe das Spektakel auch gefilmt, jedoch weiß ich nicht, ob das Video jemals hochgeladen sein wird, so groß wie es ist. Unabhängig davon können die Bilder und Videos ohnehin nicht wiedergeben, wie mächtig und beeindruckend diese Brunnen auf uns wirkten.
Nach Ende der Show waren Mélissa und ich uns nun vollends einig: dies war unser absoluter Lieblingsort in Lima, den wir gerne nochmal besuchen würden. Wir fuhren zusammen nach Miraflores, suchten uns dort eine Sangucheria, in denen Sandwiches verkauft werden, und trafen uns dort mit Brayan und seinem Freund José. Die beiden zeigten uns eine Bar in Miraflores, in der wir uns eine Literflasche peruanisches Bier teilten, das erstaunlich gut schmeckte, und unsere Begleiter versuchten uns zum Salsa tanzen zu begeistern, doch die Müdigkeit und die leere Tanzfläche führten dazu, dass wir nicht lange durchhielten, und so machten wir uns bald auf den Weg in unsere Hostels.

  
 

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