Nicht lange nach meiner Ankunft in Berkeley hatten meine Familie und ich
den Besuch in Amerika geplant. Und je näher der Besuch meiner Eltern und meiner
Schwester rückten, desto besser fügten sich die Dinge zusammen. Da Faye kurz
zuvor eine Wohnung mit Tristan gefunden hatte, konnten und durften meine Eltern
in ihr Zimmer während unseres Aufenthalts in der Bay Area. Und die Sorge,
Freunde würden ohne mich verreisen und ich wäre im Januar alleine, hatte sich
einen Tag vorher glücklicherweise auch erledigt. Nach langen Verzögerungen bei
der Einreise war es soweit: ich sah meine Familie wieder! Ich war wahnsinnig
glücklich, sie wiederzusehen, und freute mich sehr darauf, ihnen zeigen zu
können, wo ich die letzten Monate verbracht hatte. Außerdem freute ich mich
riesig, dass Jed und Yvonne meine Familie kennen lernen würden, und umgekehrt.
Die ersten
Tage in der Bay Area
Nach einem ruhigen, jetlagbedingt kurzen Abend, starteten wir den Samstag in
einem gemütlichen Diner in Hafennähe mit einem sehr typisch amerikanischen
Frühstück – Eier, Bacon für die Nicht-Vegetarier am Tisch, Toast mit Butter,
Hash Browns, French Toast, Pancakes mit Maple Syrup, Muffins. Obwohl Andy am
gleichen Tag noch zu seinem Roadtrip aufbrach, schafften wir es noch, dass wir
zusammen frühstückten. Gestärkt ging es nun mit der BART auf nach San
Francisco, wo ich meinen Eltern die touristischen Sehenswürdigkeiten und
bekannte Ecken und Viertel zeigte: die Market St. mit dem riesigen
Westfield-Einkaufszentrum, nach einer Café-Pause in einem Blue Bottle Café
durch Chinatown nach North Beach, auf den Telegraph Hill hinauf und nach einem
Abendessen bei einem Italiener in North Beach durch den Financial District
zurück zur BART.
Am Sonntag nutzte ich das Frühstück erneut, um meiner Familie einen
liebgewonnen Menschen vorzustellen, und so frühstückten wir in dem
französischen Café La Note mit Angel zusammen. Wir brachten sie noch zur Arbeit
zur Lawrence Hall of Science, wo sich uns ein dramatischer Blick auf die Bay
bot: dunkelgraue Regenwolken, Nebel, und hier und da ein Blick auf Berkeley,
die Bay oder San Francisco. Nachdem ich meiner Familie einen Eindruck vom
Campus vermittelt hatte und wir vom Campanile die mittlerweile klare
Panoramasicht auf San Francisco bewundern konnten, ging es ab nach Hause wegen
einer Weihnachtsüberraschung: Familie Donnelley und wir gingen zusammen in das
Paramount Theatre in Oakland, meiner Mama und Lilli hatte ich zu Weihnachten im
Voraus zwei Karten für das Ballett „Der Nussknacker“ geschenkt. Jed und mein
Vater blieben Zuhause und spazierten mit den Hunden, während Yvonne und ihre
Mutter, Faye und Tristan, Annika und ihre Freundin, Mama, Lilli und ich uns auf
den Weg nach Oakland machten. Ich war überrascht, wie schön das Theater war. Es
handelte sich um ein Art-Decó Theater und war dementsprechend überladen mit
prunkvollen, goldenen Stuk und Dekorationen, samtenen Wandbezügen,
großflächigen und farbprächtigen Malereien. Nicht anders als in Deutschland ist
der Nussknacker ein typisches Feiertagsballett, und so fanden sich auch viele Familien
mit Kindern unter den Besuchern. Das Ballett selbst war ebenfalls wunderschön –
sehr klassisch, mit aufwendigen Kostümen und prächtigen Bühnenbildern. Zur
Feier des Tages gingen beide Familien abends zusammen in eines der
Lieblingslokale der Donnelleys, das La Mediterraneum, und stießen an auf eine
neue Freundschaft. Für mich war das ein sehr bewegender Moment. Meine Familie
und Gastfamilie waren sich auf Anhieb sympathisch gewesen, und nun hatte sich
aus einer temporären Patchwork-Wohngemeinschaft eine Freundschaft zwischen
Familien entwickelt.
Am Montag entschlossen wir nach einem gemeinsamen Frühstück mit meiner
Gastfamilie, ein zweites Mal nach San Francisco zu fahren, diesmal mit dem
Auto, da wir so einige Orte besser erreichen konnten. Ich zeigte meiner Familie
beim Vorbeifahren den Golden Gate Park, den schönen Platz vor dem Legion of
Honor Museum und den daran angrenzenden Park, wir hielten am Lieblingsstrand
der Donnelleys, dem Baker Beach, und genossen die kräftigen Sonnenstrahlen, die
unerwartete Wärme des Tages und die gewaltige Brandung des Pazifik. Weiter ging
es über die Golden Gate Bridge – nachdem ich sie monatelang nicht überquert
hatte, holte ich dies nun gleich zweimal in einer Woche nach. Auch dort führte
ich meine Familien zu den Ecken, die ich mit Bianca zusammen entdeckt hatte.
Anders als wir damals fuhren wir allerdings anschließend nicht wieder zurück,
mitunter aus dem Grund, dass das Befahren der Brücken aus und nach San
Francisco immer in eine Richtung bezahlt werden müssen, und da man für die
Golden Gate Bridge die Toll nicht auf dem Weg bezahlen kann und man registriert
wird, würde die Rechnung an die Autovermietung weitergeleitet werden. Wir
entschieden uns für einen Abstecher nach Sausalito, ein Fischerdorf nördlich
der Golden Gate Bridge mit netten Cafés, kleinen Boutiquen und einer schönen
Strandpromenade mit wundervoller Sicht aus anderer Perspektive auf die Stadt.
Über die Richmond Bridge ging es weiter durch Richmond und zurück nach
Berkeley, wo wir in einem pakistanischen Restaurant gleich bei mir um die Ecke
sehr authentisches und sehr leckeres Essen bekamen.
Geburtstag!
Der 23. Dezember war mein Geburtstag, und während er in Deutschland nicht
weiter bedeutend gewesen wäre, bedeutete er hier für mich ein ganzes Stück mehr
gefühlte Freiheit. Ich galt nun auch in den Vereinigten Staaten als erwachsen
und war somit befugt, Alkohol zu trinken! Und um das auch kräftig auszunutzen
und natürlich auch, weil es mir von vielen Bekannten wärmstens empfohlen worden
war, wünschte ich mir, den Tag im Napa Valley zu verbringen. Nicht mal zwei
Stunden nördlich von San Francisco befindet sich diese Landschaft aus
Weinbergen, mit kleinen Weingütern und Städten gespickt. Wir machten uns
morgens nach einem kurzen Frühstück im Diner Giants auf den Weg der Sonne
entgegen. Trotz der fehlenden Blüten waren die Weinberge wunderschön anzusehen,
das satte Grün der Hügel schien am Horizont nicht zu enden. Bei über 20°
stiegen wir gegen Mittag aus dem Auto und besuchten das Artesa Winery, ein sehr
modernes, aufwendig gestaltetes Weingut. Papa und ich probierten uns durch ein
paar Weine, während Mama, die sich bereit erklärt hatte, zu fahren, und Lilli,
die weit jenseits der 21 war, die Sonne genossen. Danach besuchten wir ein
weiteres Weingut, Hess, ebenfalls sehr elegant, und vor allem deswegen
interessant, weil es eine Kunstwerksammlung in seinem Haus beherbergte. Auch
hier probierten Papa und ich ein paar Weine, und waren überrascht von der
immensen Qualität. Am späten Nachmittag machten wir uns auf den Rückweg nach
Berkeley, denn wir waren am Abend mit meiner Gastfamilie verabredet zum Essen
im Restaurant Skates on the Bay, in dem auch die Donnelleys ihre Geburtstage zu
feiern pflegen. Mit Blick auf die Skyline von San Francisco durch die
verglasten Wände genossen wir einen Aperitif in der Bar, in der uns auch wieder
der Unsinn amerikanischer Gesetzgebung in Bezug auf Alkoholika unter Beweis
gestellt wurde; zunächst wollten wir uns an der Bar niederlassen, wogegen die
Kellnerin aber schnell intervenierte, da Lilli offensichtlich unter 21 war.
Einen halben Meter weiter, an einem Tisch (immer noch in der Bar, aber eben
nicht an der Bar) durften wir hingegen Platz nehmen. Das Essen war wie erwartet
vorzüglich, und die Stimmung ausgelassen. Es war wie ein weiteres
Geburtstagsgeschenk, meine lieben Familien um mich herum zu wissen. Ausklingen
ließen Angel, Riad, Faye, Tristan und ich den Abend noch im Jupiters bei meinem
ersten legal erworbenen Bier in Amerika. Alles in allem war es ein
wunderschöner, harmonischer und ereignisreicher Tag und wird mir sicherlich als
besonderer Geburtstag in Erinnerung bleiben.
Weihnachten
mal anders
Den Heiligabend starteten meine Familie und ich mit einem Frühstück in
einem meiner Lieblingscafés gleich an der Ecke meiner Straße, dem Elmwood Café,
und fuhren mit der BART ein weiteres Mal nach San Francisco. Der Wind war über
Nacht sehr stark geworden, und der Himmel wieder bedeckter. Von besinnlicher
Stimmung war nichts zu spüren – die Stadt war gewohnt voll von Touristen und
Einwohnern, die Geschenke besorgten. Der Vollständigkeit wegen spazierte ich
mit meiner Familie am Pier entlang zum Fisherman’s Wharf, einem der
beliebtesten Touristenziele, wo wir die Seelöwen begrüßten und durch ein paar
Shops bummelten. Doch wie erwartet gefiel auch meinen Eltern und meiner
Schwester der Trubel nur bedingt, ebenso wie ich empfanden sie den Pier als
eher atmosphärenlos und Touristenfalle. Mit einer der alten, traditionellen
Cable Cars fuhren wir die steilen Straßen hinauf und hinunter und fanden trotz
Panne zur Market St. zurück, von der wir mit der BART wieder nach Berkeley
fuhren. Dort hatte sich neben den Donnelleys mit Annika auch Jeds Bruder mit
seiner Ehefrau eingefunden, und wir zwölf genossen gemeinsam das Christmas
Dinner, während wir weihnachtlichen Klängen lauschten und muntere Gespräche
führten. Nachdem wir ins Wohnzimmer umgezogen waren, gab es noch Kaffee und
Kuchen am Kaminfeuer, die Mädchen der Familien sangen amerikanische und
deutsche Weihnachtslieder, die Yvonne musikalisch am Flügel begleitete, und mit
viel Ruhe und Gemütlichkeit packte jeder Einzelne nach und nach ein Geschenk
aus, das von allen Seiten bewundert und kommentiert wurde und – wenn möglich – auch gleich
ausprobiert. So saßen wir stundenlang zusammen und genossen die familiäre
Stimmung.
Familien Roadtrip – auf nach South California
Obwohl wir den Heiligabend schon ungewöhnlich verbracht hatten, wurde es
von nun an noch unweihnachtlicher: am ersten Weihnachtsfeiertag brachen wir
vier auf in Richtung Süden. Traditionell ist in den USA erst am 25. Bescherung
und entsprechend passend war es, dass auch die Donnelleys diesen Tag für sich
hatten. Nach einer relativ kurzen Fahrt von etwa zwei Stunden hielten wir an
unserem ersten Ziel: Monterey. Der Plan war es gewesen, den Nachmittag im
Aquarium zu verbringen und am nächsten Morgen nach LA weiterzufahren. Doch
unser Plan hatte gängige Feiertage nicht berücksichtigt, und so fanden wir uns
vor verschlossenen Aquariumstüren wieder und waren gezwungen, unsere
Flexibilität, die wir uns hatten beibehalten wollen, unter Beweis zu stellen.
Wir fuhren in das nahe gelegene Carmel, wo allerdings auch alles etwas
verlassen aussah, und genossen die letzten Sonnenstrahlen an einem Strand, der
wohl einer der schönsten an der Westküste sein soll. Danach spazierten wir ein
wenig am Pier von Monterey entlang und fanden, nach unerwartet und ärgerlicherweise
sehr langer Suche nach einem offenen Lokal, ein Restaurant, das uns trotz des
Feiertages bediente.
Gleich am nächsten Morgen ging es dann aber in das Aquarium, das mir,
obwohl ich es schon gesehen hatte, wieder sehr gut gefiel und mich von seinem
Konzept für Nachhaltigkeit und Aufklärung einmal mehr überzeugte. Am Nachmittag
ging es auf dem Highway 1 entlang Richtung LA, wir hielten uns die Option
offen, auf der Strecke zu pausieren oder durchzufahren. Beim Nationalpark Big
Sur hielten wir an und statteten den McWay Falls einen Besuch ab. Liebend gerne
hätte ich meinen Eltern natürlich die Ecken gezeigt, die ich im November auf
unseren Wanderungen entdeckt hatte, doch dieses Mal vergnügten wir uns mit dem
Plätzchen, das auch ohne Wanderung erreichbar war. Zwischen Monterey und Big
Sur, aber auch noch ein ganzes Stückchen weitere ist der Highway 1 meiner
Meinung nach am schönsten. Im Grunde kamen wir aus dem Erstaunen über die
Schönheit der Küste gar nicht mehr heraus. Und der Sonnenuntergang war wieder
einmal einer der schönsten, den ich je bestaunen durfte. Leider ist der Highway
ab Einbruch der Dämmerung nicht mehr ganz so schön – hügelige, unbeleuchtete
und kurvige Strecken machen das Fahren langsam und beschwerlich. Wir
entschieden uns, in einem Fischerdorf einzukehren, Morro Bay, das außer ein
paar Restaurants an der Strandpromenade nicht viel zu bieten hatte. Einmal mehr
merkten wir, was wir nicht erwartet hatten: selbst hier waren die Hotels und
Motels fast ausgebucht. Zwischen Weihnachte und Silvester ist eine beliebte
Reisezeit, das hatten wir zumindest nicht so extrem erwartet.
Am Samstag nahmen wir die Fahrt gen LA wieder auf, machten einen kurzen
Halt in einem Vorort Santa Barbaras und waren hellauf begeistert – die
Temperaturen waren gleich ein paar Grad angestiegen, seit wir in Südkalifornien
waren, wie man es sich vorstellt, sind überall Palmen und Strände. Gegen Mittag
erreichten wir unser Hotel in Los Angeles, und als wir uns auf den Weg nach
Hollywood machten, merkten wir, wie unmöglich es hier tatsächlich wäre, sich
ohne Auto fortzubewegen. Die Straßen sind bis zu neunspurig, und selbst
zwischen den einzelnen Vierteln fährt man immer wieder über Freeways – während
man in der Stadt ist! Das hätte ich mir vorher nicht vorstellen können. Unser erstes
Ziel war der Walk of Fame. Ich hatte ihn mir anders vorgestellt, und dadurch
und durch die Tatsache bedingt, dass die meilenlange Straße überlaufen mit
Touristen war, fand ich diese Attraktion eher anstrengend. An der Straße reihten
sich Touristenramschläden aneinander, Sterne von beliebten Stars wurden hart
von fotografierenden Massen umkämpft, Doubles versuchten sich ein bisschen
Trinkgeld zu verdienen, indem sie sich anzogen wie Stars, denen sie ähnlich sahen,
und für Fotos mit ihnen einen kleinen Tip dankend entgegen nahmen. Flair oder
Atmosphäre habe ich vergeblich versucht zu verspüren. Ich weiß aber, dass das
durchaus am Tag oder an der Stimmung gelegen haben kann, oder an meiner so
anderen Erwartung. Abends versuchten wir ein Univiertel zu entdecken und
wollten schon fast aufgeben, da erstreckte es sich auf einmal vor uns: viele
Restaurants, darunter ein japanisches, in dem wir aßen, Läden und sofort eine
viel greifbarere Atmosphäre.
Als Sonntagsprogramm hatten wir uns für eine Tour durch die Warner Brothers
Studios entschieden, anstatt in die Universal Studios zu gehen. Akribisch
eingetaktet wurden wir zunächst in einen kleinen Filmsaal geschleust, in dem
uns ein Einspieler über die Studios vorgespielt wurde. Danach wurden wir in
Gruppen aufgeteilt und zu kleinen offenen Wagen geführt, deren Fahrer uns durch
die Kulissen fuhren, erwähnten, welche Szenen aus welchen Filmen wo gedreht
wurden, und sehr informative, aufschlussreiche und witzige Fakten erzählten. In
einer Sonderausstellung über die Harry Potter-Reihe sowie die Batman-Filme
sowie bei verschiedenen Stationen wie einzelnen Kulissen, dem Requisitenlager
oder der Sitcom-Halle, in der zum Beispiel Two and a half men aufgenommen
werden (und die Lacher live aufgenommen! – hätte ich nie gedacht) konnten wir
uns alles in Ruhe ansehen. Am Ende der Tour hatte man tatsächlich das Gefühl,
ein bisschen besser zu verstehen, wie und mit welchen Methoden ein Film
produziert wird und vor allem, wieviel Arbeit dahinter steckt! Um auch das
Hollywood-Zeichen mal gesehen zu haben, folgten wir dem Tipp eines Mannes und
fuhren viele, enge Kurven durch eine Nachbarschaft hindurch und glaubten schon
fast, falsch zu sein, als sie vor uns auftauchten: wie so vieles dort kleiner
und unspektakulärer als gedacht – und mal wieder ein bisschen anders, als ich
es mir vorgestellt hatte. Nach einem Abstecher zum Rodeo Drive, um auch diesen
mal gesehen zu haben, wollten wir eigentlich zum Griffith Park, auf dessen
Spitze das Planetarium und Observatorium stehen, doch die fast einstündige
Fahrt lohnte sich nicht, da der Parkplatz überfüllt war und ankommende
Fahrzeuge wieder zurückgewiesen. Stattdessen entschieden wir uns spontan für
einen Kinobesuch, Into the Woods war gerade angelaufen, und überbrückten die
Zeit bis zum Filmbeginn mit einem Café in einem netten Eckcafé und einem Bummel
in einer der vielen tollen Secondhand-Ketten. Auf dem Weg zum Kino durchfuhren
wir außerdem noch einige andere Viertel, was uns einen wachsenden Eindruck
dieser riesig und ungreifbar scheinenden Stadt verlieh. Aufgrund der vorangeschrittenen
Zeit gab es anschließend noch einen kleinen im Supermarkt zusammengekauften
Imbiss auf dem Hotelzimmer.
Den Montagvormittag verbrachten wir nach einem weiteren Diner-Frühstück im
Getty Center, das vor allem deswegen interessant ist, da es auf einem Hügel
hoch über Stadt erbaut ist und der Eintritt frei ist. Wenn man für das Parken
bezahlt hat, kann man mit einer Seilbahn hinauf zum Museum fahren und von der
sich weit erstreckenden, architektonisch interessanten modernen Anlage die
Stadt von oben betrachten. Für die Kunstwerke selbst fehlte mir an diesem Tag
die Aufnahmefähigkeit, und so besuchten wir lediglich eine Ausstellung europäischer
Gemälde und eine Fotoausstellung. Danach fuhren wir nach Santa Monica, und
liefen die lange, wunderschöne Strandpromenade nach Venice Beach entlang. In
diesem alternativen Örtchen trifft man auf Althippies, die in die Tasten
verstimmter Flügel hauen, oder Surfer, die verträumt mit ihrem Hund auf dem Arm
in die untergehende Sonne schauen. Man sieht viele Henna-, Tattoo- und
Piercingshops und viele Möglichkeiten, Marihuana zu erwerben. Nur nach Einbruch
der Dunkelheit soll die Promenade nicht mehr allzu sicher sein, und tatsächlich
war mit Untergang der Sonne minütlich weniger los und wir fühlten uns sicherer,
je näher wir Santa Monica wieder kamen. Dort fanden wir ein Restaurant auf der
vollen Einkaufspromenade und spazierten anschließend noch zu dem kleinen
Freizeitpark, der direkt am Pier lag.
Der nächste
Morgen bedeutete für uns bereits wieder die Rückfahrt nach Berkeley, doch nicht
ohne zuvor noch im allzu bekannten Malibu Halt gemacht zu haben, um ein wenig
am Strand zu spazieren, inklusive Blick auf teure Privatvillen und
sonnenlichtumtanzte Wellen. Um schneller den Norden Kaliforniens zu erreichen,
wählten wir diesmal die Interstate. Hin und wieder eine Massentierhaltung am
Straßenrand, ansonsten nur endlose, öde Landschaft. Nach einem letzten
Abstecher in das auf dem Weg in Livermore gelegene Outlet erreichten wir gegen
Abend die Stadt. Da es spät geworden war und die Restaurants oft schon um 8
schließen, aßen wir noch eben eine Pizza nahe dem Campus und gönnten uns - ganz
zu meiner Freude - noch eins der legendären Ice Cream Sandwiches im Cream.
Silvester in San Francisco
Den letzten
Tag des Jahres wollten wir nicht tatenlos Zuhause verbringen, und so erfüllten
wir nach einer kleinen Shoppingrunde durch Berkeley einen der langgehegten
Träume meiner Mutter und fuhren zum Muir Woods National Monument. Zwar hatten
wir es nicht in den Redwood Nationalpark geschafft, doch die letzten in der
Region San Francisco verbliebenen Küstenmammutbäume, die höchste Baumart der
Erde, beeindruckten uns mit ihren bis zu 79 Metern Höhe nicht weniger. Einen
Spaziergang entlang dieser Baumriesen ließen wir mit einer heißen Schokolade
ausklingen und fuhren dann flugs zurück nach Berkeley, während in Deutschland
schon das Jahr 2016 feiernd begrüßt wurde. Nach einem kurzen Friseurbesuch und
einer kleinen Stadtrundfahrt durch die an den Campus angrenzenden Straßen mit
ihren prachtvollen Häusern und Fraternities machten wir vier uns abermals auf
den Weg nach San Francisco. In einem Restaurant nahmen wir ein leckeres
Silvester Dinner zu uns und schlossen uns anschließend den Massen an, die
allesamt in Richtung Embarcadero liefen. Die ganze Market St. war für diesen
Zweck gesperrt worden, und Polizisten an den Straßenecken nahmen den Menschen
unaufgeregt aber bestimmt Sekt- und Bierflaschen ab - auch an Silvester gab es
keine Ausnahmen. Seltsam war lediglich, dass so viele Menschen mitten in der
Nacht mit Kaffeebechern durch die Straßen liefen... Am Pier angekommen, waren
es nur noch wenig Minuten im Jahr 2015 - und dann begann es, das einzige
Feuerwerk San Franciscos. Mit dem Ferry Building im Hintergrund war es ohne
Zweifel sehr schön, und die Stimmung unter den Hunderten von Zuschauern
ausgelassen - doch für das einzige große Feuerwerk in der Bay Area hatten wir fast
etwas mehr erwartet. Beeindruckend war jedoch, wie gut organisiert die Abreise
der Menschen verlief - geordnet liefen alle gleichzeitig in die angrenzenden
BART-Stationen, die nur in jeweils eine Richtung offenstanden, und binnen 15
Minuten saßen wir bereits in der Bahn nach Berkeley.
Der 1.
Januar hieß für meine Familie und mich, Abschied zu nehmen. Bereits auf der
Rückfahrt vom Flughafen war mir mulmig zumute - am folgenden Tag würde ich Berkeley
auch erst einmal für ein paar Tage verlassen, und danach waren meine Tage dort
gezählt. Bis in die späten Nachtstunden teilte ich mein verbleibendes Gepäck
auf. Meine Familie war mit halbleeren Koffern angereist und hatte einen
Großteil meiner Dinge bereits mit nach Deutschland genommen, trotzdem
sollte während meines Roadtrips noch weiterer gepackter Koffer bei
den Donnelleys untergestellt werden. Am nächsten Morgen fuhr ich gegen Mittag
zu Jasmijns Appartement, und dann begann unser Abenteuer...