Seit genau einem Monat bin ich nun hier, und diese Woche
hatte ich das erste Mal das Gefühl, dass langsam eine Art Alltag einkehrt.
Allerdings habe ich noch keinen Rhythmus gefunden und jeder Tag bringt
Neues mit sich – was ich in keiner Hinsicht als störend empfinde. Und wenn ich
Alltag sage, ist damit nicht Gewohnheit – jedes Mal, wenn ich über den
Campus laufe, auf einem Hügel stehe und auf die Bucht hinunterblicke oder San
Franciscos Skyline erkenne, genieße ich den Anblick und versuche, für einen
Moment innezuhalten.
Seit letzter Woche habe ich schon wieder eine ganze Menge wundervollster Momente erlebt.
Letzten Samstag hat
Jed mit mir spontan die 3-Bridges-Tour unternommen. Von Berkely aus ging es
über die Bay Bridge und Treasure Island nach San Francisco, am Golden Gate Park
vorbei an den Ocean Beach an der Pazifikküste, über die Golden Gate Bridge, und schließlich über
die Richmond Bridge zurück nach Berkeley. Dort angekommen hat er mir noch den
Rose Garden gezeigt – ein wunderschöner Ort, um umgeben von duftenden Blumen
abzuschalten.
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San Francisco, von Treasure Island aus betrachtet |
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Die neue Bay Bridge von Treasure Island aus betrachtet, direkt daneben verläuft die alte Bay Bridge |
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die Bay Bridge |
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Ocean Beach |
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Ocean Beach |
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da ist sie nun endlich, die Golden Gate Bridge! |
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...und der Rose Garden in Berkeley |
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und schließlich die Richmond Bridge |
Viel Zeit habe ich am Wochenende mit Angel verbracht. Sie hat mich mit zum Stammtisch des
Fachbereichs für Deutsch genommen – jeden Freitag treffen sich Studierende,
trinken Bier und unterhalten sich auf Deutsch. Es war erstaunlich, wie
unglaublich fließend manche sprechen können, bei einem der Anwesenden dachte
ich sogar erst, er wäre aus Deutschland, dabei ist er hier aus der Gegend und
lernt erst seit ein paar Jahren Deutsch. Danach waren wir auf dem Campus
und sind zwischen einem Hip Hop-Konzert und einer Swing-Party hin- und hergewandert.
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Den
Sonntag haben wir auf dem Solano Stroll verbracht – auf der Solano Avenue, die
Berkeley mit Albany verbindet, versammelten sich Vereine, Verkäufer und Musiker
und bildeten so das größte Straßenfest der Bay Area. So sehr wir den Trubel,
die gute Stimmung und leckeres koreanisches Essen genossen, empfanden wir es,
am Ende der Straße angekommen, doch als relativ unspektakulär und kommerziell. Umso interessanter war es deswegen für mich, zurück in Downtown noch über das
sich dem Ende nähernde, im September wöchentlich stattfindende Straßenfest auf
der Telegraph Avenue zu spazieren – dort befanden sich Straßenkünstler, die
ihre Werke verkaufen, ein nach außen verlagerter Buchladen zum Stöbern und
Lesen und viele, viele fliegende Händler. Kurzum, Sundays on Telegraph war das
Gegenstück zum riesigen Solano Stroll, und wie Angel es sehr schön formulierte:
die Dinge werden um einiges interessanter, wenn sie mit der Kultur vor Ort
verbunden sind, im Falle von Berkeley der Alternativkultur. Einige bezeichnen
dieses Straßenfest als das Überbleibsel einer Zeit, als die Telegraph Avenue
den Mittelpunkt der Alternativszene in Berkeley bildete, die
heute leider vielmehr Standort einiger
Ladenketten und Rückzugsort für viele Obdachlose ist.
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hier ein immer noch heiß diskutiertes Thema! |
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Solano Stroll |
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Sundays on Telegraph |
Ausklingen lassen habe ich
den Sonntag mit einem Bummel durch Elmwood, ein Viertel, das sich direkt vor
meiner Haustür befindet und ein paar Blocks mit Cafés, kleinen Lädchen und
einem Kino umfasst – und etwas abseits einen wunderbaren Eisladen, der deliziöses
Bioeis in Sorten wie Garam Marsala, White Chocolate and Pepper oder Green Tea
in Sesamwaffeln verkauft. Ich habe es unheimlich genossen, mich ohne Eile durch
Berkeley treiben lassen zu können, und war dementsprechend entspannt am Ende des Wochenendes.
Das war eine gute Ausgangslage für die Woche, denn meine
ersten Hausaufgaben waren fällig und ich habe viel Zeit mit dem Lesen der
Pflichtliteratur verbracht. Eine schöne Abwechslung war die Coffee
Break in einem Café nahe des Campus, bei der das International Office mittwochs
für eine Stunde Kaffee und die Möglichkeit, andere internationale Studierende
kennen zu lernen, anbietet. Man lernt
viele interessante Menschen kennen, weswegen ich versuchen werde, es als festen
Bestandteil in meinen Mittwoch einzubauen. Ich habe es geschafft, mein Pensum bis
Freitagmittag abzuarbeiten, und konnte so den Nachmittag in San Francisco verbringen.
Dort bin ich in aller Ruhe durch China Town geschlendert und habe mich von all
den Eindrücken einnehmen lassen.
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ein Ratschlag aus dem Disney Store |
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das Eingangstor nach Chinatown |
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so sieht es aus, wenn Häuser auf sehr steile Straßen gebaut werden |
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Außerdem waren Faye und ich wieder beim
Contradance und haben bei den anschließenden „afters“ mit allen, die noch
beisammen sitzen wollten, im Café Saturn vorzügliche Milchshakes genossen, und
getanzt habe ich auch noch am Freitagabend auf
einer Salsa Party, bei der ich mit Tef war.
Gestern sind Kristina, die damals das BBQ initiiert hat, ein
paar ihrer Freunde und ich zum Livermore Outlet gefahren und haben den
Nachmittag dort verbracht – auf dem Rückweg haben wir festgestellt, dass wir
Outlets seltsam finden. Diese vielen, vielen Läden auf einem Fleck, als
würden sie eine kleine Stadt bilden, und die vielen, vielen Menschen, die alle
so gestresst und hektisch versuchen, für die größten Rabatte die meisten Marken
abzustauben. Abends haben wir im Jupiter in kleiner Runde in Kristinas
Geburtstag mit Live-Jazzmusik, unglaublich leckerer Pizza und hauseigenem Bier reingefeiert.
Bevor das möglich war, musste ich die erste Hürde überwinden, die mir aufgrund
meines Alters in die Quere kam. Tatsächlich wurde ich nicht ins Jupiter gelassen,
da ich nicht 21 bin, und das um 20 Uhr. In meiner Verzweiflung habe ich das ganze
Spektrum möglicher Argumente und Tricks ausgeschöpft, doch erst die Bitte
Kristinas, mit ihrer kleinen Schwester ihren Geburtstag feiern zu können, und die
Einwilligung eines von ihr eingeschalteten Kellner hat den Türsteher überzeugt.
Ich hoffe, dass ich solche Situationen zukünftig umschiffen kann und mich diese
drei fehlenden Monate nie dazu zwingen, an gemeinsamen Abenden nicht
teilzuhaben.
Einen unglaublich schönen Tag habe ich heute mit Faye, ihrem
Freund Tristan und einer neuen Freundin von mir in Monterey verbracht. Samantha
und ich sitzen in einem Kurs nebeneinander und vor dem heutigen Tage haben wir
nicht mehr als ein paar Sätze gewechselt, aber es stellte sich als goldrichtige
Entscheidung heraus, sie trotzdem zu fragen, ob sie mitkommen möchte. Für
den zweistündigen Hinweg haben wir die Route über den Highway 1 gewählt, der
direkt an der Küste verläuft, glücklicherweise lichtete sich der Himmel kurz
vor Monterey auf und bot uns eine atemberaubende Aussicht. In Monterey
angekommen, haben wir das Monterey Bay Aquarium besucht, eines der größten Aquarien weltweit. Mit dem Eintrittspreis unterstützt man
Forschung, die dem besseren Verständnis und dem Schutz vieler Meeresbewohner
wie dem Weißen Hai oder Ottern dienen soll. Auszeichnend
ist vor allem das Open Sea Becken, in das Meerwasser aus der direkt
angrenzenden Bucht gepumpt wird und in dem die Tiere wohnen, die in der Monterey
Bay Zuhause sind. Neben vielen faszinierenden Fischen und anderen Tieren hat
man einen wunderbaren Blick auf das Meer und kann mit etwas Glück eine Robbe
oder einen Otter erblicken. Sam und ich haben in einer Pause von dem vielen Staunen und Schauen die in der Bay Area beliebte Clam
Chowder, also Muschelsuppe, serviert in einer Bread Bowl, genossen. Besonders gefallen haben mir die Becken, in
denen man ausgewählte Meeresbewohner anfassen und bewundern durfte – darunter Seesterne,
Krabben, Seegurken und Rochen. In Monterey gibt es außerdem eines der "Bubba Gump" Restaurants, das nach dem Film Forrest Gump inspiriert wurde. Nachdem wir uns bei Ghirardelli
delikate Eiscreme gegönnt haben, sind wir noch über Montereys Fisherman’s Wharf
spaziert, haben dem Bellen der Seelöwen gelauscht
und Salt Water Taffy genascht. Wieder in Berkeley angekommen, bin ich nun recht erschöpft, aber
voller traumhafter Eindrücke.
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entlang des Highway 1 |
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Robben und Möwen in der Bucht |
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Hairy Potter und ich |
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Sam und ich |
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...umgeben von einer Welle |
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schlafende Otter |
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in den Schuhen von Forrest Gump steckend |
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Seelöwen |
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die Taffy Maschine |
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Faye, Tristan, Sam und ich |
Übrigens haben wir auf dem Rückweg über Davis gesprochen,
und ich bin so froh, mich dagegen entschieden zu haben, dort zu studieren.
Nicht nur ist Davis anscheinend viel weniger von der Universität geprägt,
sondern auch viel ruhiger und ergo langweiliger – und darüber hinaus viel
weiter von San Francisco und der Bucht entfernt. Wie Faye es formuliert hat: der
einzige Grund, nach Davis zu gehen, ist, dass man in Berkeley aufgewachsen ist
und deswegen an einem andere Ort studieren möchte. Puh, da habe ich wohl alles
richtig gemacht. Ganz im Ernst, ich bin überglücklich über die Situation und dankbar für alles
was bisher geschehen ist und wie sich die Dinge bisher gefügt haben, teilweise
auf beinahe zauberhaften Zufällen beruhend.