Donnerstag, 14. April 2016

Ankunft in Lima

Am 12. April war es soweit: 18.45 Uhr erhob sich mein Flugzeug in die Luft - und landete bald wieder, schließlich ging es für mich zunächst lediglich von Leipzig nach Frankfurt, wenn auch nicht ohne Verspätung, da vor unserem Flugzeug noch dreißig weitere in der Warteschleife um die Landeerlaubnis hingen. Von Frankfurt flog ich nach São Paulo und hatte das Glück, in einem sehr leeren Flugzeug zu sitzen, wodurch ich mich über drei Sitze hinweg ausbreiten und so relativ gut schlafen konnte.

 

Bedingt durch die entstandene Verspätung wurden ein weiterer Passagier und ich abgeholt und im Laufschritt zum Abfluggate nach Lima begleitet, sodass wir durchgeschwitzt, aber zehn Minuten vor Abflug das Gate erreichten. Alle um mich herum redeten mit mir auf portugiesisch, doch mit Händen und Füßen konnten wir uns verständigen. Nach insgesamt 21 Stunden Flug war es dann schließlich soweit: ich betrat peruanischen Boden.

Wie schon vor meiner Abreise war ich nervös - was genau würde mich erwarten? Wie unterschiedlich würde ich die Kultur erleben? Wie unsicher sind die Straßen Perus wirklich? Wie frei konnte ich mich fühlen?

Die erste Hürde, die Einreise, überwand ich nicht gerade wie erhofft. Statt den maximal gestatteten 180 gewährten Tagen für ein Visum wurden mir lediglich 60 erteilt. Der Grenzbeamte ließ keine Diskussionen zu, und weder meine mehrmaligen Versuche, ihm die Situation zu schildern, noch die Versuche einer Kollegin, die mich wohl eher verstand, brachten ihn dazu, die kleine Zahl  nochmal zu ändern. Ich könne ja einen Antrag auf Erhöhung der gewährten Tage in der Aufsichtsbehörde für Migration in Lima stellen, aber 60 Tage müssten mir eigentlich reichen. Etwas aufgelöst gab ich irgendwann auf und ging zum Gepäckband, schon mit der bösen Vorahnung, dass mein Gepäck bei dem Transfer von weniger als einer halben Stunde bestimmt nicht mitgekommen war. Tatsächlich war dem so, und so machte ich mich zunächst nur mit meinem Handgepäck auf den Weg in mein Hostel.

Meine Eindrücke summierten sich rasend schnell, doch was mich lange irritierte war das grelle Licht, das aber nicht durch eine dicke Smogschicht zu kommen schien. Erst später realisierte ich, dass es sich nicht um Smog, sondern um Nebel handelt, und las, dass diese sichtbar durch die Straßen Limas wabernde Nebelschwaden schon einige Autoren zu ein paar Zeilen über Lima inspiriert hatten. Die Straßen waren voll, die Spuren schienen nicht zu existieren, lautes Hupen bildete die grundlegende Geräuschkulisse. Überall waren Menschen - auf den Fußgängerinseln, den Straßen, in den Läden an den Straßenseiten und in vollen Minibussen. Als wir entlang der Klippen nach Miraflores, dem Viertel, in dem mein Hostel lag, fuhren, konnte ich nur erahnen, dass rechterhand der Pazifik liegen musste - sehen konnte man durch den dichten Nebel nach wie vor nichts.
Im Hostel angekommen, stellte ich erleichtert meine Tasche ab und war froh, sicher angekommen zu sein, und einen netten Briten als Hostelbesitzer kennen zu lernen, der mir sogleich ein paar Tipps mit auf den Weg gab und mir versicherte, Miraflores sei sehr sicher und man müsse sich abends nicht ins Zimmer einschließen.

Sogleich machte ich mich auf den Weg und lief die großen Hauptstraßen in Miraflores entlang, nach wie vor die Eindrücke sammelnd und die Stimmung aufsaugend und dadurch noch etwas überfordert. Ich kaufte mir ein SIM-Card, legte einen kurzen Stop in einem schönen Park mit vielen, vielen streunenden Katzen ein und genoss es, den blauer werdenden Himmel zu betrachten und die Sonne auf mich brutzeln zu lassen.

 
 

Miraflores ist seine Neuheit anzusehen: im Grunde ziemlich hässliche hohe Bauten reihen sich aneinander, in denen sich lokale Läden und große Ketten aus den westlichen Ländern pressen und ab und an ein Hotel oder Casino, abseits der großen Straßen befinden sich die ähnlich aussehenden Wohnviertel. Nach diesen wenig ästhetischen, wenn auch interessanten Eindrücken, hoffe ich auf ein schönes Panorama vom Larcomar aus, einem in die Klippen neugebauten Einkaufszentrum über mehrere Etagen. Doch außer ein paar dünnen Ausläufern von Wellen blickte ich nur auf die undurchdringliche Nebelwand. Wie sich der Nebel konstant in Richtung der Stadt fortbewegte, sah trotzdem wahnsinn aus.

 

Nachdem ich ein Weilchen auf dem Platz verweilt war und sich aber nichts an der Nebelwand bewegte, lief ich los entlang der Klippen, wo sich ein angeblich wunderschöner Spazierweg erstreckte. Und ich wurde nicht enttäuscht: verschieden gestaltete Parkanlagen, mosaikbesetzte Wände, Spielplätze, Sportplätze und angelegte Gärten zogen sich entlang der Küste, immer mit dem Panorama der steilen Klippen und des Pazifiks im Hintergrund, der während meines Spaziergangs immer sichtbarer wurde - bis ich schließlich entlang des blauen Himmels bis zum Horizont blicken konnte. 



Auf halber Strecke machte ich mit einem Physikstudenten aus Lima Bekanntschaft, mit dem ich mich auf Anhieb gut verstand und der mich ein Stück begleitete. Er sprach gutes Englisch, wodurch ich mich erstmals an diesem Tag normal mit jemandem verständigen konnte, und zunehmend versuchte ich auch, ein paar Sätze auf Spanisch zu formulieren. Brayan schlug schließlich vor, mir eines seiner Lieblingslokale in Miraflores zu zeigen, also fuhren wir mit dem Bus für umgerechnet 13 Cent ein Stück zurück und kehrten in einem unscheinbaren Lokal ein, wo er mir ein typisch peruanisches Gericht empfiehl: Trucha frita, also frittierte Forelle, servierte mit Salat, Reis und (!) Pommes. Es war wirklich lecker, aber eine wahnsinnig große Portion - und das für nur 18,50 Soles, also knapp 5 Euro.

 

Satt, zufrieden, verschwitzt und mit Hitzeausschlag (kein Wunder nach einem Tag in Wanderschuhen bei 25° - nie wieder ohne Wechselschuhe im Handgepäck fliegen!) und leider auch sehr verbrannt kehrte ich schließlich ins Hostel zurück und bekämpfte meinen Jetlag, der mich seit 18.00 Uhr schon einholte.
Mein Fazit für den ersten Tag: nach einem etwas blöden Start und einem gemischten ersten Eindruck der Stadt habe ich schon am ersten Tag eine wunderschöne Ecke in Lima entdeckt und einen überraschend schönen Tag verbracht!

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