Sonntag, 29. Mai 2016

Viele Wendungen und Entscheidungen

Am Mittwoch trudelten die ersten Antworten auf meine Anfragen ein, und neben Absagen ergaben sich zwei interessante Alternativen. Zum einen bekam ich von einer Yogaschule, die ein Projekt in Cusco fördern, die Antwort, dass die Ansprechpartnerin Barbara in Cusco wohne, mit der ich direkt Kontakt aufnehmen könne. Zum anderen wurde mir von der Ansprechpartnerin einer deutschen Website der Kontakt zu Enrique hergestellt, der der Organisator der dazugehörigen niederländischen Website ist, da dieser auch gerade in Cusco war. Dieser hatte spontan Zeit, und so trafen wir uns in der Mittagspause am schönen Plaza San Blas, der im wunderschönen Künstlerviertel San Blas liegt, in das man über steile und enge Kopfsteinpflastergassen gelangt, auf denen einem oft traditionell gekleidete Frauen mit ihren Lamas entgegenkommen, mit denen sie sich um den Plaza de Armas herum für ein paar Soles fotografieren lassen. In einem französischen Café erzählte Enrique mir von seiner Vision und seiner Website. Als Peruaner kannte er die vielen Probleme, die es in Peru gibt, und auch die Notwendigkeit von freiwilligen Helfern, die Projekte vor Ort unterstützen. In den letzten Jahren haben viele westliche Agenturen das Bedürfnis vieler junger Menschen, sich in anderen Ländern ehrenamtlich engagieren zu wollen, erkannt und kommerzialisiert. Dies ist übrigens auch hier allseits bekannt, fast alle Peruaner, mit denen ich bisher gesprochen habe, haben nachgefragt, ob ich auch so verrückt gewesen sei, für freiwillige Arbeit mehrere hundert Euro an eine Agentur zu zahlen. Bei meiner Agentur habe ich zwar eine kleine Vermittlungspauschale gezahlt, doch die großen Agenturen verlangen Preise in ganz anderen Dimensionen, wodurch Langzeitaufenthalte leider selten sind. Die Vokabel Voluntourismus hat sich dafür etabliert. Dadurch geht die Idee und Intention der Freiwilligenarbeit oft verloren, auf Seiten der Freiwilligen und der Organisationen. Enrique gründete vor sieben Jahren seine Website, um diesem Trend entgegenzusteuern und Ausländern eine sinnvolle Mitarbeit in lokalen Projekten zu ermöglichen, in der die zusätzliche, direkte finanzielle Unterstützung natürlich immer möglich ist, aber eben keine obligatorischen, intransparent aufgeteilten Summen gezahlt werden müssen. Sein Enthusiasmus war ansteckend, und bei einem Kaffee und Empanadas erzählte er mir von den laufenden Projekten in Cusco. Neben vielen anderen wunderbaren Projekten begeisterte mich das Projekt Corason besonders, und er versprach, sich gleich am Freitag ans Telefon zu hängen und zu versuchen, eine passende Stelle für mich zu finden. Da die deutsche Website nur von einer Ehrenamtlichen befüllt wird, entspricht sie nicht der Aktualität und dem Niveau der niederländischen Seite, und als Enrique mich fragte, ob ich vielleicht Lust hätte, nebenbei ein wenig die Aktualisierung zu unterstützen, überlegte ich nicht lange und sagte gerne zu.

Um meiner Einsamkeit entgegenzuwirken und neben Reisenden, die nur wenige Tage in Cusco bleiben, auch Peruaner kennen zu lernen, hatte ich mich bei Couchsurfing auf die Suche nach potenziellen Freunden gemacht und innerhalb weniger Tage mit etwa zwanzig neuen Leuten Kontakt. Am Mittwochabend traf ich mich mit Jenny, einer peruanischen Couchsurferin, die bis vor wenigen Monaten für viele Jahre in den USA gelebt hatte und im Sommer einen Schweizer heiraten wird. Eigentlich hatten wir uns für ein Sprachtandem verabredet und wollten Spanisch und Deutsch üben - am Ende des Abends hatten wir uns stundenlang auf Englisch unterhalten. Nachdem wir uns auf dem nächtlichen San Blas Plaza getroffen und ins Norton gegangen waren, auf dessen Balkon man direkt über dem Plaza de Armas sitzt, zogen wir durch die von Bars und Diskos überfüllte Procuradores weiter in das gemütlichere Los Perros, in dem man Jenga spielen kann, und unterhielten uns dabei viel über Kultur und Politik unterhielten, was insbesondere deswegen interessant war, weil Jenny in vielen Dingen eine andere Meinung als andere Peruaner, mit denen ich mich bisher unterhalten hatte, hatte, und oft auch eine andere als ich.



Am Donnerstag war in Peru, wie auch in Deutschland, ein Feiertag, und das Fest Corpus Christi wird wohl nur in Cajamarca so feierlich wie in Cusco zelebriert. Leider sollten wir jedoch zunächst um 9 Uhr zu einem Teammeeting erscheinen, da an diesem Tag Bady, der übergreifende Koordinator und auch Praktikumskoordinator von CID aus Lima, sowie die Marketing-Mitarbeiterin Silvana für einen mehrtägigen Besuch in Cusco anreisen sollten, um die Marke Perspektiva zu stärken. Eine Stunde lang saßen meine vier Kollegen und ich im Büro und warteten auf Edilberto, der um 10 Uhr ohne ein Wort der Erklärung oder gar Entschuldigung auftauchte, fünf Minuten an seinem Laptop saß und dann wieder verschwand, wohl um Bady abzuholen, der dann um 11 Uhr tatsächlich da war. In den zwei Stunden entwickelte sich dadurch, dass die anderen vier mal zusammensaßen, eine interessante Dynamik, und gegenseitig berichteten sie sich von ihrer Frustration und ihrem Unverständnis. Ich drängte ein wenig darauf, dies nicht nur intern zu besprechen, sondern auch zu kommunizieren und die Chance zu nutzen, dass Bady kommen würde, und die anderen meinten, dies sei ohnehin geplant - jedoch wurde im ersten Gespräch mit Bady nichts dergleichen angesprochen. Dieser schien lediglich irritiert, dass die gesamte Agenda offensichtlich umgeworfen würde - was für eine Überraschung. Supervisionen von Kursen und Beratungen? - Leider sind keine angesetzt, aber das könnte noch organisiert werden, es wird mal bei ein paar Leuten angerufen. Besuche bei Unternehmensgründern? - Schwierig, denn da gibt es ja kaum welche in der Region. Der Knaller war für mich, dass die Absage der Auszeichnung des internationalen Start-Up-Gründers am nächsten Tag kommentiert und begründet wurde mit dem Argument, der Termin hätte sich ungünstig mit dem Feiertag überschnitten - der ja wie gesagt am Vortag war. Eigentlich war das Problem gewesen, dass niemand die Einladung angenommen hatte, die zwei Tage vor der Veranstaltung eingetroffen waren. Völlig frustriert und wütend war ich froh, dass wir ab mittags frei hatten, und lief gespannt zum Plaza des Armas. Ganz Cusco schien sich dort versammelt zu haben, denn jährlich werden am Corpus Christi in einer feierlichen Prozession fünfzehn riesige Heiligenstatuen aus den Kirchen, in denen sie im Rest des Jahres stehen, zur Kathedrale getragen, wo sie für eine Woche stehen und dann in einer weiteren Prozession wieder in ihre Heimatskirchen getragen werden. Meist tragen Kinder vorneweg einen Tisch zum Abstellen der Statue, dann folgen die Träger, die sichtlich unter der Last der prachtvoll geschmückten Statuen schwitzen, und eine Band für jeden Heiligen. Schon am Vortag hatte ich eine Art Generalprobe mit Enrique beobachtet, doch heute war die Prozession noch größer, lauter und festlicher.





Nachmittags traf ich mich mit Eduardo, meinem Kollegen, und seiner Freundin Monika, und gemeinsam liefen wir zum Plaza San Francisco, der aus allen Nähten platzte vor Menschen und Ständen, die sich über den gesamten Platz verteilten und alle das gleiche traditionelle Gericht verkauften, das in Cusco nur an Corpus Christi gegessen wird: Chiriuchu, was auf Quechua kaltes Essen bedeutet. Natürlich wollte ich mir das nicht entgehen lassen, ohne zu wissen, was das Gericht eigentlich enthielt, und es lag mir leider noch Tage später schwer im Magen. Auf vollen Bänken inmitten anderer Peruaner isst man dieses Gericht, das kleine Portionen von Speisen aus verschiedenen Regionen Perus sowie auch spanischen Spezialitäten enthält, mit den Händen: gerösteter Mais, Meerschweinchen, Hühnchen, eine Art Trockenfleisch, ein Stück Wurst, ein Stück Käse, ein Stück Tarreja (eine Art Tortilla), Algen, Fischeier sowie ein Stück Rocoto.



Nach diesem reichhaltigen Essen liefen wir ein wenig durch die vollen Straßen Cuscos, durch das Gewühl von Ständen, Feiernden, Straßenverkäufern und Musikern, wobei Eduardo mit jedem zweiten Peruaner befreundet zu sein schien. An einem der Tische am Plaza San Francisco blieben wir schließlich bei einer Gruppe alter Kinderfreunde von Eduardo hängen, die bereits einen deutlichen Vorsprung im Cerveza trinken hatten, und zogen nach einigen Stunden ins Norton weiter, um der Kälte zu entweichen und dort Dart zu spielen. Später am Abend machte ich mich auf den Weg in die Indigo Bar, da dort der Couchsurfing-Stammtisch stattfand, und beendete den Abend mit vielen netten Gesprächen und lieben neu kennen gelernten Menschen.





Freitags war abermals ein Treffen für 9 Uhr angesetzt worden, zu dem Edilberto nicht erschien. Später erfuhren wir, dass dieser sich mittlerweile in Arequipa befand und dort auch für die nächsten Tagen bleiben würde. Die sich so ergebende freie Zeit nutzte ich, um meine Masterbewerbungen weiter zu verfassen, mir im Supermarkt Causa de Atun, ein Kartoffelauflauf mit Thunfisch, und Frozen Yogurt zur Mittagspause zu besorgen und schließlich den Bus nach San Jeronimo zu nehmen, wo ich mich an der Endhaltestelle mit Barbara verabredet hatte. Barbara begrüßte mich warmherzig, erzählte mir einiges zur Casa Mantay und wie der Verein Mantay e.V. das Projekt von Deutschland aus unterstützte, und zeigte mir das Haus.
Casa Mantay bietet seit 16 Jahren minderjährigen Mädchen, die ungewollt schwanger sind, einen Ort, an dem sie in einer sicheren Umgebung leben können und Verpflegung, Kleidung sowie psychologische Betreuung, Unterstützung bei der Erziehung ihrer Kinder und eine Basisausbildung erhalten. So soll verhindert werden, dass die Mädchen ihre Kinder in ein Waisenhaus abgeben. Zwischen 10 und 20 Mädchen leben mit ihren Kindern hier.
Die Atmosphäre war familiär und freundlich, das Haus liebevoll gestaltet. Zufällig war die Direktorin, eine Spanierin, gerade verfügbar, und Barbara fragte sie direkt, ob es für mich Möglichkeiten gäbe, dort zu arbeiten. Sie dachte zunächst, ich würde im therapeutischen Bereich arbeiten wollen, aber als dieses Missverständnis ausgeräumt war, wurde kurzerhand beschlossen, dass ich Workshops über Themen wie zum Beispiel Selbstachtung und Selbstwertgefühl anbieten könne und ansonsten überall mithelfen könne, wo es sich ergeben würde - im Kindergarten beim spielerischen Lernen, bei der Hausaufgabenbetreuung, in der Kinderkrippe, in der Küche, im Garten oder oder oder. Der Plan würde noch am Freitag besprochen, dann stünden meine Zeiten für die nächste Woche fest und am Montag könne ich anfangen. Dass es so einfach und schnell werden würde, hatte ich nicht erwartet. Barbara zeigte mir noch den Rest des Hauses, und je mehr ich sah, desto begeisteter war ich. In einer Kunsthandwerkstatt werden die Mädchen ausgebildet und fertigen wunderschöne Taschen, Geldbeutel, Schlüssenanhänger und mehr, die lokal in Cusco vertrieben werden. Wenn die Mädchen mit 18 das Haus verlassen müssen, können sie in der Werkstatt eine Festanstellung bekommen. Ein neues Projekt ist die Ausbildung zur Floristin in der hauseigenen Werkstatt und die Fertigung von Blumengestecken zu Feierlichkeiten - ein durchschlagender Erfolg war das Schmücken einer der Heiligen anlässlich Corpus Christi! Durch die Erlöse dieser beiden Geschäftszweige soll sich Casa Mantay langfristig unabhängig von Spendengeldern finanzieren können.



Bilder von Casa Mantay

Wichtig war für mich, was Barbara mir im Bus mit auf den Weg gab: selbst Ideen und Initiative mitzubringen. Niemand würde mir sagen, was ich tun solle, und viele Freiwillige gingen deshalb mit dem Gefühl, nicht gebraucht zu werden. Doch das Team sei immer offen und dankbar für Ideen und Vorschläge, und im Grunde könnte ich alles umsetzen, worauf ich Lust hätte, von Kommunikationstrainings bis hin zu Basteleien mit den Kindern. 
Kurz nach dem Besuch schrieb mir Enrique, dass ich ab nächster Woche auch bei Corason anfangen könne - doch das durchdachte, nachhaltige und ganzheitliche Gesamtkonzept von Casa Mantay brachte mich zu der Entscheidung, dort anzufangen zu wollen, auch wenn Corason ein tolles Projekt für Straßenkinder zu sein scheint.
Der Freitagnachmittag war wieder von Langeweile und Frustration geprägt - Silvana, Nanci und ich fuhren zu einem Event, bei dem Edison einen Vortrag halten sollte, um Fotos für die Webpräsenz zu schießen. Leider kam Edison nicht, aber Silvana machte das Beste aus der Situation und wir drei Frauen verstanden uns sehr gut.



Am Freitagabend traf ich in einer Creperie in San Blas Marta aus Frankreich, die letztes Jahr bei CID Praktikantin gewesen war. Die Parallelen unserer Erfahrungen grenzten an Gruseligkeit. Wir konnten die Eindrücke und Gefühle des anderen exakt bestätigen und nachempfinden, doch anders als ich hatte Marta sich damals durch drei Monate gekämpft, und war die meiste Zeit davon unglücklich gewesen. Doch nicht nur das - Marta hatte auch in meinem Hostel gewohnt, direkt nebenan, und hatte sich, wie ich, nach wenigen Tagen unwohl gefühl, war aber zwei Monate geblieben. Auch sie hatte sich in Julios Gegenwart unwohl gefühlt und all die Dinge gehasst, die ich auch zu hassen beginne - dass er immer da ist und mitbekommt wann man isst und geht und wiederkommt, da man das Haus nicht alleine betreten und nachts auch nicht alleine verlassen kann, da er den einzigen Schlüssel hat und immer zusperrt, manchmal auch tagsüber. Dass er immer Kontakt und Gespräche sucht und zum Essen einlädt, obwohl man sowieso schon nicht das Gefühl von Privatsphäre hat. Und dass er unsere Grenzen überschreitet - er macht zu wenig, um ihm etwas Handfestes vorzuwerfen, aber zu viel, um sich noch wohlzufühlen. Bei mir waren es die Komplimente und die Bitte um das nächtliche Eincremen, bei Marta waren es immer wiederkehrende Scherze, dass er sie eines Tages heiraten und mit nach Frankreich kommen würde. Alles in allem erkannten wir uns also absolut ineinander wieder, und da sie nach wie vor unfassbar frustriert war, beschlossen wir, etwas zu unternehmen und mobilisierten noch am Abend die Kollegen.

Am nächsten Morgen fragte ich Bady nach einem Treffen, und nachdem Silvana am Vormittag von vier Unternehmern, die uns besuchten oder die wir besucht hatten, Fotos geschossen hatte, kam Marta vorbei und mit drei der Kollegen und Bady setzten wir uns zusammen. Ich hatte mir am Vortag Gedanken gemacht und benannte die für mich grundlegendsten Probleme: fehlende Kommunikation und Struktur, und damit einhergehend und resultierend der Mangel an Absprachen, gemeinsamen Zielen, Transparenz der Aufgabenverteilung und methodischer Einheitlichkeit sowie durch ausbleibende Wertschätzung und Rückmeldung entstehende Frustration. Indirekt war klar, wie das Problem auch auf den Punkt gebracht werde konnte: Edilberto. Marta und ich waren besorgt gewesen, dass die anderen sich vor Bady nicht mehr trauen würden, etwas zu sagen, doch sein aufrichtiges Interessse und sein Verständnis für Marta und mich führten dazu, dass die anderen sich vollkommen öffneten und ihre gesamte Frustration erstmals und endlich formulierten und ihre Probleme benannten - das war vorher noch nie passiert, hatte Bady vorher Marta erzählt. Bady nahm alle Kritikpunkte aufmerksam auf und reagierte wie eine Führungspersönlichkeit aus dem Lehrbuch. Ich hatte mittlerweile allen eröffnet, dass ich aufhören würde, und das Gespräch nahm eine für mich unangehme letzte Wendung, in der die Erleichterung und der aufkeimende Optimismus und die Hoffnung auf Veränderung dazu führten, dass auf einmal alle versuchten, mich zum Bleiben zu überreden - doch ich bin mir sicher, dass mein Platz dort nicht ist, und ich denke durchaus, dass die Veränderung angestoßen wurde, doch in einem langwierigen Prozess stattfinden wird, und davon möchte ich schlicht und einfach nicht länger Teil sein. Ich bezweifle, dass ich mich wohlfühlen würde. Mit einer letzten E-Mail habe ich mich heute von den Kollegen und Bady offiziell verabschiedet und somit einen Schlussstrich gezogen, begleitet von dem guten Gefühl, nicht einfach abgehauen zu sein, sondern wenigstens noch versucht zu haben, etwas in Gang zu bringen.

Gestern Abend hab ich mich einem Pub Crawl angeschlossen, doch war leider nur mit zwei Amerikanerinnern "on the same page". Nach einem Salsakurs im Inka-Team, einer tollen Live-Band in einer Bar nebenan und dem Besuch zweier Clubs, in denen sich die Musik von latino-geprägt und gut langsam aber sicher in Richtung Charts und langweilig bis anstrengend entwickelte, und in denen neben vereinzelten Peruanern nur Reisende tanzten und sich die Kante gaben, traf ich noch kurz einen anderen Couchsurfer, Fernando, und entzog mich dann der Partygesellschaft, die man genau so überall auf der Welt finden würde.



Heute hab ich mir die Kathedrale angesehen und war erstaunt, wie imposant und riesig sie war. Im Eintrittspreis ist eine gut gemachte Audiotour enthalten, und so wird man durch die Hauptkirche und die zwei Nebenkirchen mit den prachtvollen Altären, Gemälden und Chören aus Silber, Gold, Spiegeln und aufwendig bearbeitetem Holz geführt und auf die verschiedenen Stile und Einflüsse der spanischen und prähispanischen Kultur aufmerksam gemacht, wie das Meerschweinchen auf dem Teller des letzten Abendmahls, und lernt dabei eine Menge über die Geschichte und Kultur Perus und Cuscos. Schön war insbesondere heute, dass die fünfzehn Heiligen noch in der Kathedrale stehen. Und auf dem Plaza de Armas war eine Parade - ich weiß nicht, ob überhaupt schon ein Tag vergangen ist, an dem ich keine Parade oder Prozession mit einer Heiligenstatue in irgendeinem Teil der Stadt gesehen habe.




Nach meinem Mittagessen bei den Marktständen von San Francisco habe ich mich mit Jenny im Choco Museo getroffen, das neben dem unspektakulären Museum auch ein Café beherbergt, und von dessen Balkon man auf meinen Lieblingsplatz, den Plaza de Regocijo, blicken kann, während man köstliche Schokoladendesserts löffelt oder sich seine eigene heiße Schokolade zusammenstellt.




Nicht zuletzt hat mir Nanci heute ein Zimmer im Haus ihrer Freundin, der Mutter von Badys Frau, gezeigt, in das ich einziehen könnte, über airbnb und Anzeigen einer lokalen Zeitung, ein grandioser Tipp von Jenny, habe ich morgen weitere Besichtigungen potenzieller Zimmer vereinbart, und am Mittwoch ziehe ich um. Julio habe ich das bereits eröffnet und durch eine kleine Notlüge, dass ich wegen der neuen Stelle umziehen müsse, und ein wenig Standhaftigkeit geschafft, dass er nicht auf die Zahlung des ganzen Monats besteht. Zu wissen, dass ich nun bald hier raus bin, ist eine enorme Erleichterung.

Neue Beschäftigung, neue Unterkunft, neue Freunde - es ist wunderbar, in so kurzer Zeit die intensive Erfahrung gemacht zu haben, dass man selbst die Umstände aktiv beeinflussen und Veränderung bewirken kann. Und nun hoffe ich, dass sich alles zum Besseren wendet.

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