Donnerstag, 7. Juli 2016

Die letzte Woche in Cusco

In meiner letzten Woche in Cusco habe ich noch ein paar letzte schöne Abende mit meinen Freunden verbracht, mittags für wenige Soles im San Pedro Markt gegessen und die Nachmittage in der Casa Mantay verbracht. Außerdem habe ich an der Plaza San Francisco einen vegetarischen Stand entdeckt, der unglaublich leckere Papas Rellenas, also mit Gemüse gefüllte Kartoffeln, anbietet.



Da am Mittwoch peruweiter Feiertag war, San Pablo y San Pedro, konnte ich entspannt ein wenig durch die Stadt bummeln und ein paar Einkäufe erledigen, sowie auch meine Tour nach Machu Picchu buchen. Dabei wurden mir abermals die Seiten Cuscos bewusst, wegen derer ich so froh war, bald die Stadt zu verlassen: die nie nachlassenden "Masaje, masaje, Lady?"-Rufe, ständige und unnachgiebige Verkaufsangebote für Lamaschlüsselanhänger, Touren und Zeichnungen, zwei an den Bürgersteig pinkelnde Männer, während ich mittags die Straße entlanglief, die enge Gassen, in denen man sich an Touristenmassen vorbeischieben muss, zahlreiche Pfiffe und Sprüche von Männern - alleine schon mit Top in Cusco als Frau alleine herumzulaufen bringt unangenehm viel Aufmerksamkeit auf sich - und nicht zuletzt rabiate, unwirsche Verkäufer, die einem "Crazy, you are crazy" hinterherrufen, wenn man nicht fündig geworden ist und trotz aufdringlicher Überzeugungsversuche nichts gekauft hat. Mittlerweile machte mich all das regelrecht entnervt und wütend - höchste Zeit, zu gehen.



Auch Angelika, die so begeistert von Cusco gewesen war und bewusst länger hier geblieben war, war nun froh, weiterzuziehen. Auch Sara und Timm reisten weiter in den Norden Perus, jedoch nicht ohne ein letztes Abschiedsessen im Granja Heidi, das, wie wir nach und nach von den reizenden Besitzern erfuhren, von einer Deutschen vor vielen Jahren gegründet worden war, weswegen der Käsekuchen exzellent war. Die Besitzerin kam aus dem gleichen Dorf bei Heidelberg wie Sara und hatte früher an ihrer Schule gelehrt, wodurch unser Zusammentreffen sehr herzlich war, und noch dazu kannte sie nicht nur die Casa Mantay, sondern auch all die Deutschen, die dort arbeiten - Barbara, Monika und Ingrid.




Am Donnerstag war ich mit Angelika mittags im Viktor Viktoria essen, und danach fuhren wir gemeinsam in die Casa Mantay, die Angelika gerne kennen lernen wollte. Spontan gingen wir abends mit Rosa in die Limbus Bar und hatten bei Nachos, Chilcanos und der Wahnsinnssicht über Cusco einen wunderschönen Abend mit offenen, ehrlichen Gesprächen. Auf dem Weg dahin probierten wir Arroz Zambito und Mazamorra, das sich im Grunde als Milchreis mit einer roten Maissauce beschreiben lässt - sehr lecker. Auf dem Nachhauseweg erklang aus einer Bar Livemusik, und spontan setzte ich mich noch ein wenig an die Bar und genoss die Stimmung.



 


Am Freitag zog ich schließlich aus meinem gemütlichen, warmen Zimmer aus und in einen Dorm in San Blas ein, in dem ein Bett pro Nacht nur 8$ kostete, und wo ich in den folgenden Tagen mein Gepäck lassen konnte. Durch die schönen Gassen des Viertels lief ich zum Markt, wo die Marktfrauen liebevoller, die Säfte großzügiger und die Sandwiches größer und besser belegt sind als unten in San Pedro, und wurde von einem netten Schmuckverkäufer absichtslos eingeladen. In der Casa war es seltsam, Abschied zu nehmen - Raquel und José, die Leiter, bedankten sich bei mir für meine Unterstützung, und auch die Lehrerin in meiner Gruppe fand sehr liebe Worte, um sich von mir zu verabschieden: da die Kinder so unterschiedliche Charaktere haben, sei es eine große Unterstützung, wenn sich mehrere Menschen um sie kümmern und auf sie eingehen. Auch die Kinder sollten noch letzte Worte an mich richten, und es war sehr süß, wie sie einer nach dem anderen nachplapperten, was der Erste gesagt hatte. Unerwarteterweise hatten sie sogar noch eine Kleinigkeit für mich, ein Lesezeichen und ein kleines Portemonnaie, angefertigt im taller mantay. Als Andenken und auch praktischen Gründen habe ich mir auch noch eine Jacke im taller mantay anfertigen lassen. Alles in allem ging ich mit einem guten Gefühl: ich mochte die Kinder und Mamas, und sie mochten mich, doch mir war klar, dass nach mir viele weitere Freiwillige kommen würden, an die sie sich ebenso schnell gewöhnen würden - und das war auch gut so. Hätte sich eine stärkere Bindung ergeben, hätte ich ein schlechtes Gewissen gehabt, so schnell wieder zu gehen. Außerdem hatte ich sinnvolle Unterstützung gegeben, war nützlich gewesen, aber nicht notwendig, und auch das war gut so, denn es spricht für ein funktionierendes Konzept. In Kontakt werden wir sicherlich bleiben, denn auch aus Deutschland werden sich Möglichkeiten finden, die Casa zu unterstützen.




Abends traf ich mich mit Angelika zu unserem Abschiedsessen, das wir nach einiger Sucherei schließlich ins El Encuentro verlegten, wo ich ein vegetarisches Lomo Saltado probierte. Angelika wollte am Sonntag nach Lima und Huaraz weiterreisen, aber ebenso wie mit Sara und Timm waren wir uns einig, uns zurück in Deutschland nicht aus den Augen zu verlieren.




So zogen meine letzten Tage in Cusco vorbei, letztlich schneller als gedacht, und als Ende dieser Etappe stand nun der Trip nach Machu Picchu bevor.

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