Donnerstag, 7. Juli 2016

Abenteuertrip nach Machu Picchu

Um nach Machu Picchu zu kommen, gibt es viele Wege. Da ich lange Zeit hatte, mich mit allen auseinanderzusetzen, bin ich nun nahezu Expertin für Routen, Transportmittel und Preise. Neben dem berühmten Inkatrail, der mich nicht reizte, und den ich sowieso vor Monaten hätte buchen müssen, gibt es ein paar Alternativrouten für all jene, die nicht mit dem Zug (überteuert, ab Cusco über 100$ und ab Ollantaytambo 70$ - oneway! Und das angesichts des peruanischen Preisniveaus!) oder Collectivo (langwierig und wegen der vielen Serpentinen und teils unasphaltierten Straßen anstrengend) anreisen wollen. Da ich während meiner Zeit hier ohnehin ein paar Outdoor-Aktivitäten ausprobieren wollte, entschied ich mich für den Inka Jungle Trail, der diese beinhaltete, sodass ich gleich ein paar Fliegen mit einer Klappe geschlagen hatte. Jessica und Alicia hatten mir eine Agentur empfohlen, und nach kontinuierlichem Preisvergleich stellte ich fest, dass diese den mitunter günstigsten Preis anbot: in den 150$ waren die 20$ Eintritt enthalten (hier konnte ich mit meiner ISIC-Karte die Hälfte sparen), dazu ein Tourguide, Rafting und Ziplining für je 35$, 3 Unterkünfte und drei Mahlzeiten pro Tag (außer am ersten und letzten). Allerdings hatte ich mich für die günstige Rückreise mit Autobus statt mit Zug entschieden, auch, da ich höchstwahrscheinlich mit Sergej nochmal Machu Picchu besuchen werde. Aber nun zu der Tour...

TAG 1

Um 7.30 wurde ich am Plaza de Armas abgholt und zu unserem Collectivo gebracht. Eine Sorge von mir war, dass die Gruppe aus feierwütigen Backpackern bestünde, denn das Risiko ist bei diesem Trek höher. Doch das Gegenteil war der Fall: unsere überraschend kleine Gruppe bestand aus einer argentinischen Familie (Eltern, Sohn und dessen Freundin) sowie zwei Deutschen Anfang 30. Gegen 8 Uhr fuhren wir los und hatten nun knapp drei Stunden Zeit, um uns kennen zu lernen. Die vielen Kurven führten leider dazu, dass sich Branco übergeben musste, danach ging es ihm besser. Wir stellten fest, dass Miriam und Christin für die gleiche Tour, abzüglich Studentenrabatt und 70$-Zugaufschlag, immer noch 50$ mehr bezahlt hatten, was etwas deprimierend ist, da es zeigt, wie wenig die Preisschwankungen bei diesen Touren mit der tatsächlichen Qualität zusammenhängen. Auf einem Plateau in etwa 4300 Metern Metern Höhe hielten wir an und erhielten unsere Ausrüstung. Erst machten wir uns darüber lustig: wie Schildkröten waren wir eingepanzert, mit Schutz an Oberkörper, Rücken, Ellenbogen, Knien und Schienbeinen. Irritierend groß war der Helm, und auch Handschuhe fehlten nicht. All das kam in einem grausigen Zustand daher - zerrissen, locker und kaputt, mit einem unangenehmen Geruch behaftet, der auf viele schwitzende Vorgänger schließen ließ. Doch beim Anblick der Räder verging uns das Lachen und wir schnürten alle Verschlüsse nochmal enger, so gut es ging: die Räder sahen aus, als hätten sie schon so einiges durchgemacht und waren in einem teilweise sehr wackeligen Zustand. Meine Protektoren hingen teilweise so lose an mir herunter, dass ich mit einem mulmigen Gefühl feststellte, dass sie bei einem Sturz wohl nichts schützen würden.



Mit wackeligen Knie stiegen wir auf unsere Räder und begannen die Abfahrt - auf der asphaltierten Straße ging es nun stetig in Serpentinen ins Tal hinunter. Hier ging es eher um den Spaßfaktor als um Sport, in die Pedale musste ich kaum treten. Anfangs noch unsicher, wurde ich nach und nach sicherer und vertraute in den Kurven in mein Rad und darin, dass die peruanischen Fahrer ihre Fahrbahn beibehalten würden, meine Haltung entkrampfte sich und ich traute mich, die Landschaft zu betrachten - und die war einmalig: mit der Zeit wurden die kargen Berghänge grüner, die Luft wämer, es duftete sogar bereits nach Pflanzen, und als wir eine kurze Pause einlegten, blickten wir in das grüne Tal, durch das der Urubamba floss. Christin war wegen einer Augeninfektion von Anfang an mit dem Collectivo hinter uns hergefahren, Miriam entschied sich nun auch aufzuhören - der wackelnde Hinterreifen des Rads vor ihr sowie das Kreuz am Straßenrand, das mit unserer Ausrüstung geschmückt war, hatten sie zu sehr verunsichert. Doch ich vertraute mittlerweile in mein Rad und genoss die Abfahrt, immer wieder kreuzten wir einen Bach, der über die Straßen hinunterfloss, und bald ließen Cesar, unser Guide, und ich die anderen etwas hinter uns und rasten, Cesar zufolge mit angeblich 60-70 km/h, die Straßen hinunter.



Nach insgesamt drei Stunden waren wir am Ende der Strecke angekommen, fuhren noch ein Stück mit dem Collectivo nach Santa Maria auf 1430 Metern Höhe und kehrten dort gegen 15 Uhr zum Mittagessen ein - für die Vegetarier gab es nach der Suppe Kartoffelbrei mit Spiegelei. Unser Collectivo fuhr uns danach zu unserem Hostel, dessen Besitzer erst im Dorf ausfindig gemacht werden musste, bevor er uns aufschloss, wo Miriam, Christin und ich in ein Dreierzimmer eingeteilt wurden und uns unsere Bikins anzogen, bevor wir zur nächsten Aktivität aufbrachen: Wildwasserrafting. Miriam, Christin und ich waren bei einem anderen Unternehmen als die Argentinier und wurden aufgeteilt, während der klapprigen Fahrt zum Fluss hinunter mussten wir unterschreiben, dass wir das Rafting auf eigene Gefahr hin unternahmen und für Verletzungen oder Tod keine Verantwortung übernommen werden würde. Brad aus Australien stieg noch bei uns ein, und offensichtlich waren wir spät dran, denn wir wurden in einer ziemlichen Hektik gebeten, ein Oberteil, Schwimmweste und Helm aufzusetzen und dann mit unserem Paddel den steilen Hang zum Ufer hinabgescheucht. Dort bekamen wir in einer Minute die Befehle beigebracht und mussten dann schnell in das Boot einsteigen, das just in die Strömung geschubst wurde. Die Situation hatte mir nicht erlaubt, einen Rückzieher zu machen, doch beim Anblick der reißenden Strömung und dem mulmigen Verdacht auf die Unprofessionalität des Anbieters überkam mich zunehmend die Angst, dass dies vielleicht doch keine so großartige Idee gewesen war. Cesar hatte uns erzählt, dass zwar schon Menschen in diesem Fluss gestorben waren, doch nur, weil sie alleine unterwegs gewesen waren und in der Regenzeit im Sommer, wenn die Strömungen stärker waren. Doch nun gab es kein Zurück mehr, unser Guide saß hinten im Boot, steuerte uns durch den Fluss und schrie uns Befehle entgegen, die wir aufgekratzt versuchten, auszuführen, was beim ersten Mal in Chaos endete. Doch nach dem Probedurchlauf hatten wir nun verstanden, was wir tun sollten, und steuerten direkt auf die ersten größeren Wirbel und Wellen zu. Wir wurden auf- und abgeschleudert und dabei ordentlich nass, doch konnten uns im Boot halten. Auf einmal fiel der Stress von uns ab und wir entwickelten mit einem Mal eine irre Freude. Nach umschifften Felsen und überstandenen Strömungen der Stufe 3 gaben wir uns mit unseren Paddeln ein High Five und hatten jede Menge Spaß. Nach nicht mal einer Stunde war es leider auch schon wieder vorbei und wir fuhren wieder ins Hostel. Wieder war dort niemand anzutreffen, aber zum Glück kletterte einer der Organisatoren über die Tür und öffnete uns von innen. Erst fand ich die Duschen nicht, doch Miriam und Christin wiesen mich darauf hin, dass ich nur nicht richtig geschaut hatte: die Toiletten waren die Duschen. In den drei engen Kabinen war tatsächlich oben ein Duschkopf angebracht, aus denen ausschließlich kaltes Wasser strömte - doch da es draußen angenehm warm war, war das in Ordnung. Auch die Geräuschkulisse war enorm: es zirpte und piepte und kreischte aus allen Richtungen. Gegen halb 8 liefen wir, wieder als Gruppe vereint, zu dem gleichen Restaurant wie mittags und bekamen dort ein wieder erstaunlich leckeres Menü, abends fielen wir nur noch in unser Bett.



TAG 2

Wir standen bereits um halb 6 auf, da wir um 6 Uhr im Restaurant Omelette und Pancakes frühstückten, und kurz nach 7 Uhr einen Schotterweg, der unsere Wanderung um einen unspannenden Teil verlängert hätte, zum Ausgangspunkt unserer etwa 18km-Wanderung entlangfuhren. Von Anfang an führte der Weg hinauf ins Grüne und Cesar zeigte uns im Laufe des Tages Bananen, Zitronen, Orangen, Kaffee, Aloe Vera, Avocados, Mangos, Maracujas, Koka, Ananas und weitere Früchte und Pflanzen. Im richtigen Dschungel befanden wir uns nicht, aber in der Übergangszone zwischen Bergen und Dschungel, auch Selva Alta oder Ceja de Selva, also Augenbraue des Dschungels, genannt.





In einem Haus hielt ein Mann einen Affen als Haustier und trocknete Kaffee, in einer weiteren Anlage lebte ein Papagei und ein kleiner Affe, dort pausierten wir bereits. Cesar erzählte uns zwei Stunden lang viel über die Inka-Kultur und das Leben in den Anden, Symbole und Bräuche, er zeigte uns viele typische Lebensmittel und wir probierten Chica Morrada, Maracujasaft und Kakaobohnen sowie für Freiwillige, zu denen ich nicht zählte, ein traditioneller Likör mit einer Schlange darin. Mit der roten Farbe einer Frucht, die hier wuchs, malte Cesar uns traditionelle Symbole ins Gesicht, die Farbe sollte zudem als natürliches Sonnen- und Insektenschutzmittel gelten. Außerdem verkauften die Besitzer eine superleckere Süßigkeit aus purer Schokolade und Honig.




Nun leider in der mittlerweile ansteigenden Mittagshitze wanderten wir etwas bergab, über einen Bach, und dann bergauf bis zum höchsten Punkt des Bergs. Dort opferten wir drei Kokablätter, um der Pachamama (Mutter Erde) zu danken. Die Zahlen 2, 3 und 4 haben in der Inka- und Anden-Kultur wichtige und zahlreiche Bedeutungen. Mittlerweile befanden wir uns auf einem kleinen Stück des Inkatrails, einem schmalen Weg, oft aus Stufen bestehend, direkt am Berghang, an dessen Seiten es steile hunderte Meter in die Tiefe ging, was ein ganz neues Schwindelgefühl in mir erzeugte. Steil zog sich der Weg in einem Auf und Ab den Berg entlang und bot fantastische Ausblicke auf das Tal mit dem Urubamba und dem Salkantay, einem der höchsten Berge in der Umgebung.



Ich hatte zwischenzeitlich festgestellt, dass ich mit der Art der einen Deutschen nicht besonders gut klarkam, sie war arrogant, herablassend und negativ. Da ich das ständige Meckern anstrengend fand und die beiden auch offensichtlich zu zweit sein wollten, distanzierte ich mich etwas von ihnen. Doch obwohl die Argentinier sehr nett waren, waren sie eingespielte Zweier- und Viererteams, und ich fühlte mich wie das fünfte, oder eher siebte, Rad am Wagen. So unterhielten Cesar und ich uns länger und er erzählte mir, dass er bald heiraten würde und lud mich und Sergej zu seiner Hochzeit an. Nach einer Weile wanderten wir nur noch bergab und erreichten gegen 14 Uhr ein kleines Restaurant, wo wir Mittagessen bekamen - nach Suppe und Salat als Hauptgang diesmal Spaghetti mit Tomatensauce. Danach hingen die meisten in den Hängematten der Anlage herum, doch für mich war keine mehr frei, aber da ich etwas Bauchschmerzen hatte, war ich froh, mich flach hinlegen zu können. Leider ging es der Mutter der argentinischen Familie diesmal sehr schlecht, und so setzten wir den Weg danach nur sehr langsam fort. Cesar und ich liefen etwas vorneweg und er erzählte mir seine Familiengeschichte, während unser Weg sich entlang des Flusses schlängelte. An einer Stelle mussten wir den Fluss auf einer außerordentlich renovierungsbedürftigen Brücke überqueren, in der ganze Holzstücke fehlten und die bedrohlich unter uns schaukelte.



Über Felsen und Strand setzten wir unseren Weg fort, bis wir den Fluss ein weiteres Mal überqueren mussten, diesmal in einer von Einheimischen selbstgebauten Konstruktion, die entfernt einer Seilbahn glich.



Am anderen Ufer angekommen liefen wir durch einen stockdunklen Tunnel, an dessen Ende Fledermäuse aufstoben, und erreichten wenig später gegen 18 Uhr mit Einbruch der Dunkelheit die heißen Quellen von Santa Teresa, die wir für 5 Soles besuchen konnten und die leider nur lauwarm waren. Dort schlossen sich drei weitere Menschen unserer Gruppe an, allesamt aus Israel und sehr nett. Ich war zwar wieder in ein Zimmer mit Miriam und Christin eingeteilt worden, doch beim Abendessen (diesmal gab es ein Buffet) hatte ich nun neue Gesprächspartner. So erfuhr ich, dass nach dem obligatorischen Militärdienst in Israel die meisten jungen Leute ihre Ersparnisse und die neugewonne Freiheit nutzen, um zu reisen - deswegen trifft man in Cusco so viele Backpacker aus Israel und es gibt viele Cafés und Hostels mit Werbungen und Schriftzügen auf Hebräisch. Mit Cesar und Shay traf ich mich noch an der Bar auf ein Bierchen und ließ den Abend so ausklingen.



TAG 3

Der dritte Tag ging wieder sehr aufregend los. Nach dem Frühstück um 7 Uhr wurden wir mit der Ausrüstung für das Zipling ausgestattet: eine Art Gürtel, der über Schultern und Oberschenkel führt, ein Helm und Handschuhe. Wieder mussten wir unterschreiben, dass wir eventuell sterben könnten und dass die Sicherheitsstandards unter Umständen nicht denen in unseren Heimatsländern entsprechen. Mit einem Bus fuhren wir zum ersten Seil, wo uns erklärt wurde, was wir zu tun hatten. Mit zwei Sicherungen wurden wir an das Seil gehängt, dann hieß es: Hände auf die Sicherungen, nach hinten lehnen und der Ausrüstung vertrauen. Kurz vor Ende des Seils muss man eine Hand auf das Seil legen und sich so selbst abbremsen. Ich versuchte einfach nicht lange darüber nachzudenken, was ich da Beklopptes vorhatte, und tat es einfach. Nach Überwinden der Angst war das Gefühl schon ziemlich abgefahren, an einem Seil hunderte Meter über dem Fluss zu fliegen. Vier Seile, die länger und schneller konzipiert waren, folgten noch, den Superman, bei dem man am Rücken an dem Seil hängt, ließ ich aus, dann war es auch schon wieder vorbei - Spaß hatte es gemacht, aber nicht so viel, dass ich es nochmal wiederholen müsste.



Doch dann sah ich, dass wir über eine Art Hängebrücke, auch Via Ferrata genannt, zurücklaufen mussten, dieser Part war mir entfallen. An zwei Stahlseilen, an denen wir uns festhalten konnten, wurden wir mit Karabinerhaken abgesichert, und dann sah ich warum: auf nur wenigen Holzstufen mussten wir uns entlanghangeln, die teilweise bewusst fehlten, sodass man auf den Seilen balancieren musste, darunter gähnender Abgrund. Wenn vor mir Leute gerade auf den Seilen liefen, schwankte die Brücke enorm und die Stahlseile bohrten sich in meine Hände. Ich dachte, es könnte nicht unangenehmer werden, als wir mehrmals auf dem Weg gezwungen waren, unsere Karabinerhaken zu öffnen und nach Hindernissen wieder anzubringen - doch dann wurde der Abstand zwischen Weg und Halteseilen unfassbar groß, sodass ich mit all meiner Anstrengung nur noch mit den Fingerspitzen an den Seilen hing und das Gefühl hatte, mir gleich selbst die Gelenke auszukugeln. Der gesamte Weg über die Brücke war geprägt von einem unangenehmen Angstgefühl und Kontrollverlust, und ich war mehr als erleichtert, als ich endlich wieder festen Boden unter mir hatte. Eine halbe Stunde war ich so angepisst und überwältigt, dass ich hätte heulen können, und der Spaß des Ziplinings war vergessen. Verrückterweise sah ich auch keine lachenden Gesichter auf der Brücke, und viele erzählten mir, dass sie es schlicht als unangenehm oder beängstigend erlebt hatten - ohne den Kick am Ende, die Angst überwunden zu haben, ohne jede Erkenntnis, die man mitnimmt.



Ein Bus fuhr uns das letzte Stück nach Hidroelectrica, wo wir gegen 12 Uhr mittagaßen, diesmal in einem vollen Touristenschuppen mit unfreundlichem Personal. Danach folgten wir über zwei Stunden lang den Bahnschienen auf einer ebenen, langweiligen, wenn auch wenigstens grünen Strecke, sahen die Rückseite der beiden charakteristischen Berge, die Machu Picchu umgeben, und erreichten gegen 15 Uhr Aguas Calientes.



Da wir alle bei verschiedenen Agenturen gebucht hatten, wurden wir in verschiedene Hostels eingeteilt, und ich landete so in einem Einzelzimmer, das winzig und nicht ganz sauber war, dafür aber eine heiße Dusche hatte. Bis zum Abendessen schlenderte ich über den Markt und durch die kleine Stadt, inmitten der Berghänge gelegen und nur per Fuß oder Zug erreichbar. Ohne Machu Picchu wäre hier wohl nichts, doch so reihten sich Restaurants, Souvenirverkäufer und Hotels aneinander und ergaben ein seltsames, einzigartiges Stadtbild. Bei unserem letzten gemeinsamen Abendessen teilte Cesar, der mich mittlerweile wegen ein paar unnötiger Sprüche ebenfalls nervte, unsere Eintrittstickets aus und erklärte und den Tagesablauf, und danach gingen wir alle sofort früh schlafen.



TAG 4

Um viertel nach 4 weckte mich Shay, zehn Minuten später liefen wir los zum Kontrollposten an einer Brücke, die um 5 Uhr morgens öffnet. Ich war erstaunt, wie kurz die Schlange war, offensichtlich fuhren doch viele Leute mit den Bus nach Machu Picchu, der irre 12$ je zwanzigminütiger Fahrt kostete. Viertel nach 5 passierte ich die Kontrolle und stapfte dann eine knappe Stunde mit meiner Stirnlampe im Dunklen die hunderten Stufen hinauf, um die 400 Meter zu überwinden. Ich hatte auf einen schlauen Ratschlag hin ein neues T-Shirt mitgenommen und konnte dies oben angekommen anziehen - nicht ohne nochmal 1 Sol für die Toilettenbenutzung zu bezahlen, was ich angesichts des Ticketpreises enorm finde.



Dann ging es hinein in die Anlage, und nach ein paar weiteren Stufen bogen wir um die Ecke und hatten sofort einen Postkartenblick auf Machu Picchu, allerdings noch in kaltes Licht getaucht. Während unsere Touren begannen, kletterten Lichtstrahlen die Berge herauf und beleuchteten die Anlage auf mystische Weise, bis schließlich die Sonne hinter dem Wayna Picchu, dem jungen Berg - im Gegensatz zum Machu Picchu, dem alten Berg - aufging und die Ruinen sowie die eindrucksvollen Berge in einem buchstäblich ganz anderem Licht erscheinen ließen.



Weil ich Cesars englische Erläuterungen etwas holprig fand, und ich seine Kompetenz nach einer seltsamen Erklärung am Vortag etwas anzweifelte, wechselte ich in die spanischsprachige Gruppe, und zwei Stunden wurden wir durch die Anlage geführt. Diese war sehr groß, doch trotzdem hatte ich mir Machu Picchu noch größer vorgestellt.



Danach hatten wir freie Zeit zur Verfügung, und ich entschied mich zur Puente Inka, der Zugbrücke der Inka, zu laufen. Ich war so schon überrascht gewesen, dass es gar nicht so voll wirkte, wie ich es erwartet hatte - obwohl aller paar Minuten Deals über das gegenseitige Fotografieren abgeschlossen worden waren, weshalb ich auch so lächerlich viele Fotos von mir vor den Ruinen habe - aber auf diesem kleinen Weg begegnete ich nur noch sehr wenigen Menschen. Dieser Zugang zu der Stadt war beeindruckend auf einem schmalen Weg am Berghang gelegen, einem typischen Inkaweg, und zeigte, wie gut abgesichert die Stadt gewesen war, denn der Zugang war einfach versperrbar.



Mit einem grandiosen Blick auf die Stadt legte ich eine Pause ein, lernte dabei ein paar nette Italiener kennen, und gegen 11 Uhr machten wir uns auf den Rückweg.



Nach 40 Minuten erreichte ich den Kontrollposten und anderthalb Stunden später Hidroelectrica - da die Strecke so langweilig war, war ich ziemlich schnell gelaufen. Ich kaufte mir ein Sandwich und suchte dann mein Busunternehmen, und gegen 14.30 Uhr fuhren wir ab. Es war wahnsinnig heiß an diesem Tag und entsprechend warm und stickig im Collectivo, und so zog sich die Rückfahrt ziemlich hin, trotz netter Begleitungen aus Texas und Valparaiso in Chile, die sich direkt als Gastgeber anboten, wenn Sergej und ich in einigen Wochen dort sein würden, und gegen halb 9 abends waren wir endlich wieder in Cusco.



Insgesamt war ich sehr zufrieden mit der Tour - im Sinne von "You get what you pay for." Sollte mein Bericht zu wenig bildhaft gewesen sein - hier habe ich ein Video eines anderen Touranbieters gefunden, das in beeindruckenden Bildern einen guten Eindruck der Aktivitäten vermittelt. Alles in allem freue ich mich nun aber wirklich, ab nächster Woche nicht mehr alleine zu reisen, denn wenn man mit der Gruppe Pech hat, können sich die unspektakulären Wege und Leerlaufzeiten auf solchen Touren sehr in die Länge ziehen, insbesondere ohne Handy oder Kindle. Es ist interessant, Langeweile zu spüren, weil ich das kaum kenne, und ich lerne, es auszuhalten, aber schöner wird es, Erfahrungen direkt teilen zu können und Ärger oder Langweile so zu verkleinern.

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