Donnerstag, 13. November 2014

Halloween, Nationalparks und viele, viele Bilder!

In Berkeley befinden wir uns nun in der Holiday Season – Halloween ist gerade vorbei, gestern war Veteran’s Day, Thanksgiving naht und danach beginnt die Weihnachtszeit. Passend dazu ist es seit Anfang der Woche nun deutlich kühler und der Sommer scheint sich nun doch langsam zu verabschieden.

Mein erstes amerikanisches Halloween war sehr beeindruckend. Schon als ich abends nach Hause kam, strömten Kinder und deren Eltern in Scharen in die gleiche Richtung, in die auch ich wollte. In wenigen Minuten improvisierte ich ein Einhornkostüm, um wenigstens ein wenig verkleidet zu sein, dann machten sich Faye, ihre Freunde, Tristan, Annika (die Schülerin aus China, die auch bei meiner Gastfamilie wohnt) und ich auf den Weg, um uns das Spektakel auf der Russell Street anzusehen. Ab der Straßenkreuzung, nahe dessen unser Haus steht, wird ebendiese Straße an Halloween abgesperrt und verwandelt sich zum Paradies für Halloweenliebhaber. Manche Besucher fahren sogar von anderen Städten nach Berkeley, um Halloween auf dieser Straße zu feiern. Die Bewohner dekorieren ihre Häuser mit Lichtern, Gruselrequisiten, Puppen und Kürbissen – eines aufwendiger und einfallsreicher als das andere. Faye erzählte mir, dass sogar im Kaufvertrag für Häuser in dieser Straße Halloween erwähnt wird - entweder rüstet man sich entsprechend oder muss sein Haus komplett verdunkeln, damit klar wird, dass man nicht teilnehmen möchte. Eine Familie feierte Halloween als Piratencrew verkleidet auf einem komplett ausgestattetem Piratenschiff in realer Größe in ihrem Garten, während ein anderer Hausbesitzer Alienpuppen mit Lichtern zum Erleuchten und mit Lautsprechern zum Sprechen brachte, und eine kleine Show abspielte, in der er die Aliens interviewte und diese mit bekannten Songs antworteten. Hunderte verkleidete Gestalten schlendern die Straße entlang, die Erwachsenen ebenso verkleidet wie die Kinder, und gehen von Tür zu Tür, um Süßigkeiten einzusammeln. Auch an unserer  Tür wurde ohne Unterbrechung geklingelt nach „Trick or Treat?“ gefragt. Jed hatte sich eigens ein Kostüm angezogen und antwortete immer schelmisch „Do you want to see a trick?“ woraufhin die Kinder natürlich begeistert „Yes!“ riefen, schon gespannt auf seine Ausrüstung schielend. Nachdem er dann jongliert hatte und vielleicht sogar auf sein Einrad gestiegen war, fragte er dann: „Do you also want a treat?“, was die Kinder natürlich eigentlich im Sinn gehabt hatten, und deswegen erneut begeistert „Yes!“ riefen. Darauf entgegnete Jed jedoch „Well, that would be a trick AND a treat then!“ und erntete damit stets offene Münder oder verärgertes Argumentieren. Irgendwann im Laufe des Abends haben wir ihn abgelöst und die Süßigkeiten verteilt, insgesamt waren es mehrere hundert. Faye hat mir aber erklärt, dass diese Größenordnung nicht im entferntesten Halloween in ganz Amerika widerspiegelt und ganz im Gegenteil eher eine Ausnahme bildet.
 








 













 












 

































Die im Vergleich karg erscheinende Dekoration unseres Hauses.

Im Nachtrag an dieser Stelle auch ein "Familienfoto" von unserem Kürbisschnitztreffen (natürlich mit amerikanischer und kalifornischer Flagge, ein noch schöneres wird bald folgen).


Nachdem meine Freunde den Abend entweder auf 21+ Partys verbrachten oder gar nicht feiern wollten, bin ich alleine auf eine Halloween Party in einem Wohnheim gegangen und war wieder mal begeistert, wie schnell man mit anderen Menschen ins Gespräch kommt und zusammen tanzen kann, auch wenn man niemanden kennt.


In der Universität habe ich in den letzten beiden Wochen nun meine zweiten Midterm-Runde hinter mich gebracht und meine erste Präsentation hier gehalten. Außerdem habe ich als Stellvertreterin für das International Committee von Cal Rotaract einen Workshop besucht, bei dem uns gezeigt wurde, wie man auf Grundlage von Satellitenbildern Karten für OpenStreetMap erstellt. Humanitarian Mapping nennt sich das, da vor allem in Krisen wie der aktuellen Ebola-Krise den Ärzten und Helfern vor Ort keine aktuellen Karten zu Verfügung stehen, und sie somit weder befahrbare Straßen noch die Lage einzelner Häuser oder kleiner Dörfer kennen. Mithilfe der einfach zu erlernenden Grundlagen kann man schon an einigen Projekten mitarbeiten und somit Helfern in Krisengebieten die Arbeit erleichtern. Ich möchte jeden ermutigen, es auch auszuprobieren!

An den letzten beiden Wochenenden habe ich eine Seite Kaliforniens erkundet, die ich bis jetzt noch gar nicht gesehen hatte – die Nationalparks!
Vorletztes Wochenende fand der von CHAOS organisierte Gourmettrip statt. Rebekka, Olivia und ich fuhren am Samstag nach einer Stärkung im Nation’s, einer Fast-Food-Kette, die Frühstück und eine vielfältige Auswahl an Pies anbietet, in den etwa zwei Stunden entfernten Henry Coe State Park und trafen beim Eingang auf eine weitere Gruppe, mit der wir zusammen den nur etwas mehr als eine Stunde dauernden Backpacking-Trip zu unserem Campingplatz antraten. In diesem Fall bedeutete Campingplatz nicht mehr als das Vorhandensein von ebenen Flächen für Zelte, ein paar Tischen, einer Feuerstelle und einem Plumpsklo. Die Fahrt und Wanderung war eine Jagd um die letzten Sonnenstrahlen, die wir knapp verloren und so unsere Zelt im Dunkeln aufbauen mussten. Die mehr als 40 Anwesenden teilten sich in Kochgruppen auf und zauberten ohne fließendes Wasser oder viele Kochutensilien unerwartet leckere Speisen. Bei uns gab es Nüsse mit Schokostückchen, Pasta mit Gemüse und Pesto, frisches Brot mit Trüffelöl und später am Abend für alle S’mores. Für diesen typischen amerikanischen Lagerfeuersnack röstet man ein Marshmallow über dem Feuer, legt ein Stück Schokolade auf einen Graham Cracker und bildet mit dem gerösteten Marshmallow und einem weiteren Cracker ein kleines Sandwich. Eigentlich war das Motto des Gourmettrips auch immer noch Halloween, doch aufgrund der niedrigen Temperaturen waren die meisten in dicke Jacken statt Kostümen gekleidet – auch bei uns reichte es nur für ein paar Masken und mein mittlerweile etwas mitgenommenes Einhornhorn, das dann bei Anbruch der Winterzeit und dem Gewinn einer zusätzlichen Stunde feierlich im Feuer verbrannt wurde.


Olivia und ich
Kristina war natürlich auch mit dabei!



Nachdem ich mich am Donnerstag mit Kristina im North Face Outlet ausgetobt hatte, war ich für meinen Trip am letzten Wochenende weitaus besser ausgerüstet - dank neuen Wanderschuhen, einer dicken Fleecejacke sowie wunderschöner Thermo-Funktionskleidung versprach ich mir nun vereinfachtes Laufen und weniger frierende Nächte – dem war zum Glück auch so.

Nach langem Planen über eine Facebookgruppe von Extension-Studierenden traf ich am Freitagmittag das erste Mal auf meine überwiegend deutschen Wegbegleiter Andy, Theo, Milan und Thijs, der als einziger aus den Niederlanden kommt. (Im Folgenden sind übrigens auch Fotografien von Andy, Milan, Theo und Thijs enthalten.)

Die Crew - Theo, Andy, Milan und Thijs

Nachdem wir uns und unser Gepäck gerade so in unser Mietauto gequetscht hatten, fuhren wir auf dem Highway 1 mit Blick auf die vernebelte Küste gen Süden zum mir oft als paradiesisch beschriebenen Küstenstreifen Big Sur. Kurz vor unserem Ziel lichtete sich der Nebel und gab uns Anlass für eine erste Fotopause – eine von vielen an diesem Wochenende.
 
Unser Campingplatz war unglaublich schön – mitten im Wald gelegen, der nächste Platz durch Bäume abgetrennt und dadurch sehr privat. Wir entschieden uns, nur schnell unser Zeltlager aufzurichten, um dann schnell dem Sonnenuntergang entgegenzufahren – jedoch kamen wir dafür zu spät am Pfeiffer Beach an. Nichtsdestotrotz bot sich uns ein zauberhafter Blick auf den Ozean.


Spätestens nach unserem ersten gemeinsamen Essen, einhergehend mit ein paar Bier und anregenden Gesprächen, war die Atmosphäre vollends ungezwungen und entspannt. Aufgrund des nichtvorhandenen Regenschutzes für mein Zelt – das ist der Nachteil, wenn man bei CHAOS Equipment ausleiht – konnten wir mit Blick auf den durch die Baumwipfel scheinenden Mond einschlafen.

Am Samstag ging es dann nach einem gemütlichen Frühstück auf zu unserem ersten Wanderweg im Andrew Molera State Park. Nachdem wir einen kleinen Bach überquert hatten, kamen wir nach einer Weile an einem Strand an, von dem aus wir einen 14 Kilometer langen, 335 Meter ansteigenden Rundweg begannen.


Wir wussten immer genau, wo wir uns befinden






















Direkt an der Küste verlaufend, mit andauerndem Blick auf die malerische Landschaft, stiegen wir bis zu einem Aussichtspunkt hinauf. Dort entstand dieses herrliche Gruppenpanoramafoto, leider ohne Thijs, auf dem man nach aufmerksamer Betrachtung den Größenunterschied zwischen uns wahrnehmen kann.


Auf dem Weg zurück legten wir ein Pause an einem Strand ein, zu dem man über ein paar Baumstämme klettern musste. Bei fast hochsommerlichen Temperaturen konnte ich zumindest im Pazifik stehen, zum Baden war mir das Wasser doch zu kalt.

Violetter Sand!





Um den Sonnenuntergang an diesem Abend nicht wieder zu verpassen, entschlossen wir uns, zum Julia Pfeiffer Burns State Park zu fahren und mit Blick auf den von Postkarten bekannten McWay Wasserfall den Sonnenuntergang zu genießen. Das Wasser war an dieser Stelle der Küste tatsächlich außergewöhnlich Türkis und fügte sich mit den Felsen zu einem äußerst pittoresken Gesamtbild. 















Jedoch hatten nicht nur wir diese Idee, dort bis zum Sonnenuntergang zu verweilen, und der sehr leicht zugängliche Aussichtspunkt war alles andere als ruhig und behaglich. Kurzentschlossen fuhren wir also zu einer der vielen Parkbuchten entlang der Küste und suchten uns einen kleinen Felsen, von denen wir dann ganz alleine die untergehende Sonne und die sich in den schillerndsten Rottönen färbenden Wolken betrachten konnten. Mit einem kühlen Schluck Bier saßen wir also da, und gerade als die Sonne am Horizont verschwunden war – ich konnte es nicht glauben – tauchten Delfine aus dem Wasser und schwammen an uns vorbei, nur erkennbar an aller paar Sekunden aus dem Ozean auftauchenden Rückenflossen. Was für ein idyllischer Moment!






















Nach einem weiteren Abend mit erfrischend kontroversen Diskussionen erklommen wir am etwas nebligeren Sonntag den Ewoldsen Weg im Julia Pfeiffer Burns State Park. In einem gänzlich anderen Umfeld als am Tag zuvor, wanderten wir diesmal 7 Kilometer durch einen Wald und überquerten dabei immer wieder einen Bach über Steine und Brücken.

 








 














Am Ende des Weges wurden wir für die Überwindung der 490 Meter Höhenanstieg mit einem unglaublichen Blick belohnt – obwohl wir das Rauschen des Ozeans hören konnten, sahen wir ihn nicht, da er von einer Wolkendecke, die unter uns lag, verdeckt wurde.




Von der Sonne bestrahlt legten wir eine Pause ein, bevor wir uns wieder zurück in den deutlich kühleren Wald machten. Schließlich fuhren wir noch ein letztes Mal in den Pfeiffer Big Sur State Park, um uns dort die leichter zugänglichen und somit auffallend von mehr Touristen angesteuerten Pfeiffer Falls und die sogenannte Valley View anzusehen, bei der wir leider nichts als Nebel sehen konnten. Während wir alleine über der Wolkendecke gewesen waren, wurden wir dort immer wieder gebeten, nicht in Familienfotos zu stören. Und so ging unser wunderschöne, angenehme Ausflug nach Big Sur auch schon wieder seinem Ende zu und wir machten uns auf den Weg zurück nach Berkeley, nicht ohne Zwischenstop in einem Diner, um die Reise mit einem gemeinsamen Burger essen ausklingen zu lassen.
















Am Montag habe ich bei der grandiosen Fotoaktion „ReDefine Mine“ einer Campusgruppe teilgenommen, bei der man ausdrücken konnte, wie man selbst von der Gesellschaft anders wahrgenommen werden möchte oder welche Gedanken einen in Bezug auf Geschlechterrollen, Feminismus oder Vergewaltigungen beschäftigen (leider ein großes Thema hier in Berkeley, gerade auf dem Campus und in den Fraternities sind das keine Einzelfälle).


Den Veteran’s Day habe ich ganz ruhig in Berkeley verbracht und war endlich das erste Mal im Kino – ein wunderschönes, wie aus alten Zeiten aussehendes Gebäude!
Und nun freue mich auf all die schönen Tage, die schon geplant sind oder noch ungeplant auf mich zukommen.

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