Dienstag, 21. Oktober 2014

The joy is in the journey – walk slowly.

Endlich komme ich dazu, wieder über meine Erlebnisse zu schreiben – da mein letzter Eintrag nun schon etwas zurückliegt, wird dieser Bericht wohl etwas länger…

Zunächst einmal ist in den vergangenen Wochen in Berkeley der Hochsommer ausgebrochen! Die letzten Wochen waren unglaublich heiß, bis zu 35°C warm ist es geworden. Das ist selbst für nordkalifornische Verhältnisse ungewöhnlich und führte zu einer allgemein wahrnehmbaren Trägheit. Heute hat es im Gegensatz dazu das erste Mal geregnet, was natürlich für die Wasserreserven ein Segen ist, ganz subjektiv aber weniger schön als der Dauersonnenschein.

Am Samstag vor zwei Wochen sind Faye und Jed nach Afrika aufgebrochen, um dort Claire zu besuchen. Doch vor ihrer Abreise sind Faye, Tristan, Angel und ich am Freitag noch zum Bay Area Circus Art Festival nach Alameda, eine Stadt in der Nähe Berkeleys, gefahren. Meine Gastfamilie ist nämlich in vielerlei Hinsicht sehr talentiert, unter anderem können Faye, Claire und Jed jonglieren und Einrad fahren. Das Circus Arts Festival bietet die Möglichkeit Workshops zu besuchen, sich auszutauschen, die Tricks anderer zu bestaunen - und die verschiedensten Dinge zu lernen! Ich saß zum ersten Mal auf einem Einrad (das mit dem Fahren ist noch so eine Sache), habe gelernt, wie man die Peitsche knallen lässt und mir wurden die Grundlagen des Jonglierens beigebracht.
Angel...
...und ich auf dem Einrad


schon die Kleinen haben fleißig geübt












zwei Artisten in der Abschlussshow
Zum krönenden Abschluss gab es noch eine Show, bei der Beiträge derer zu sehen waren, die etwas vorführen wollten. Obwohl die Künstler allesamt Laien waren und die Beiträge teilweise nur zwei Stunden zuvor eingeübt hatten, bekamen wir unglaubliche, akrobatische, ästhetische, anspruchsvolle und komische Tricks zu sehen. Begeistert hat mich die wertschätzende Atmosphäre und die Spontaneität der Gemeinschaft: zum Ende hin wurde die Bühne für spontane Freiwillige freigegeben, woraufhin ein junger Mann zum Mikrofon ging und erklärte, er könne leider keine Tricks mit seinem Körper vorführen – dafür aber mit seinem Mund. Daraufhin fing er an mit einem unglaublichen Talent zu beatboxen und nach und nach fingen einige der Zuschauer an zu seiner Musik zu improvisieren. Es war sehr besonders und wieder eine Erfahrung, die ich nie gemacht hätte, wenn ich meine Gastfamilie nicht kennen gelernt hätte.

Das restliche Wochenende war von Unternehmungen mit meinem Club geprägt – ich war ja am Anfang des Semesters auf der Suche nach Vereinen, denen ich mich anschließen könnte. Vor ein paar Wochen habe ich mich nun für zwei entschieden. Liebend gerne würde ich noch mehreren beitreten, aber das erlauben die Zeiten und die Zeit generell nicht.
Zum einen bin ich nun Mitglied bei Best Buddies, einer internationalen Non-Profit-Organisation, deren Ziel die soziale Integration von Menschen mit IDD ist (IDD sind intellectual and developmental disabilities, also geistige und Lernbehinderungen) beispielsweise durch die Förderung von Freundschaften zwischen Menschen mit und ohne IDD. Unsere Gruppe umfasst etwa 20 Mitglieder und dieses Semester wollen wir uns wahrscheinlich zweimal mit einer Gruppe von Erwachsenen mit IDD treffen und im Vorhinein Spenden dafür sammeln, damit unsere „Buddies“ nicht für die Unternehmungen zahlen müssen. Der Club teilt sich auf in drei Committes, und ich bin Co-Chair des Philanthropy Committee, das die Treffen mit unseren Buddies organisiert.

Außerdem bin Cal Rotaract beigetreten, dem größten Service-Club auf dem Campus, der auch weltweit einer der größten Rotaract Clubs ist. Im Gegensatz zu Best Buddies ist Cal Rotaract ein riesiger Club mit über 200 Mitgliedern. Der gesamte Club trifft sich aller zwei Wochen, um über vergangene und anstehende Events zu berichten, meist ist auch ein Rotarier als Gastredner eingeladen. Cal Rotaract teilt sich auf in drei Committees, die sich ebenfalls aller zwei Wochen treffen: das Local Committee, das Service-Events in und um Berkeley ausrichtet, das Interact Committee, das einen Stayover für Interact Mitglieder (gewissermaßen die Vorstufe von Rotaract) organisiert und das International Committee, das Service-Events für internationale Projekte plant. In letzterem bin ich Mitglied. Durch diese Clubstruktur und die vielen Mitglieder stellt Cal Rotaract unheimlich viel auf die Beine und mich begeistert dieser Enthusiasmus und die feste Überzeugung aller Rotaracter, gemeinsam einen Unterschied machen zu können. Insbesondere nachdem ich hier auch Gespräche mit Menschen geführt habe, die diese Einstellung schwarzmalerisch als naiv abtun, ermutigt das sehr. Neben Service ist Fellowship ein zentraler Aspekt in Rotaract Clubs. Da Cal Rotaract so groß ist, teilt sich das Officer Board in Familienoberhäupter auf und die Clubmitglieder können in die Familien aufgenommen werden – meine Familie sind die Silvesters, unsere Eltern sind Maddie und Boz, die auch die Co-Chairs des International Committee sind, sowie Lawrence und Sophie. Durch das Familiensystem lernt man einzelne Clubmitglieder besser kennen und verbringt unabhängig von den Events Zeit zusammen.

Die Silvesters
vor mir steht Maddie, daneben John (gewissermaßen Großvater der Silvesters),
neben mir Boz, Sophie und Lawrence
Am Samstag vor zwei Wochen war das erste Service-Event des International Committee, bei dem wir nach Emeryville, eine Nachbarstadt Berkeleys, gefahren sind, um dort bei VIDA im Lagerhaus zu helfen. VIDA ist eine Organisation, die Krankenhäusern Produkte abnimmt, die diese nicht lagern können und wegschmeißen müssten, und diese nach Lateinamerika verschifft, um dortigen Krankenhäusern Produkte von deren Wunschlisten liefern zu können. Da die Spenden der Krankenhäuser teilweise abgelaufene Produkte enthalten und nicht sortiert sind, haben wir Kiste für Kiste die Artikel aussortiert und nach Kategorien geordnet – und haben fünf Paletten voller Kartons abgearbeitet!

Sonntags war unser erstes Familientreffen, bei dem wir zusammen brunchen waren und die Sicht vom Campanile Tower aus bestaunt haben – so klar wie an dem Tag ist es selten, kein bisschen Nebel hat die Sicht auf San Francisco und die Bucht verklärt!


Links oben sieht man das Big C und rechts im Bild das Stadium
Anschließend sind bei den Family Games die Familien auf dem Memorial Glade gegeneinander angetreten und haben versucht bei Spielen wie Eierlaufen, Chubby Bunny oder Wasserbombenwerfen die meisten Punkt zu ergattern. Gewonnen haben wir diesmal nicht, hatten aber trotzdem wir eine Menge Spaß.
Meine Familie
...und nochmal

Eierlauf
und alle Family Games Teilnehmer


Neue Menschen habe ich am Montag darauf wieder kennen gelernt, als ein paar International Students zur Marina gejoggt sind. Dort angekommen war es bereits dunkel und wir konnten das Lichtermeer in der Bay genießen, um dann den Bus zurück nach Downtown zu nehmen. An einer Haltestelle stieg ein Fahrgast ein, ohne zu bezahlen, und wurde von der Busfahrerin aufgefordert, den Bus zu verlassen, was dieser nicht tat. Ein Fahrgast, der zwischen uns saß, wurde daraufhin immer lauter, wodurch sich ein dritter Fahrgast angegriffen fühlte, und plötzlich befanden wir uns mitten in einer Schlägerei, zu der immer mehr Freunde des dritten Fahrgasts hinzukamen, um diesen zu unterstützen, und nichts konnte die Schläger auseinanderbringen. Nach einem abrupten Ende, nicht ohne blutende Lippen, war der Auslöser, der Schwarzfahrer, noch immer im mittlerweile leeren Bus, alle anderen Fahrgäste waren bereits auf andere Linien ausgewichen. Die unbändige Aggression und der sinnlose Impuls, aus Prinzip zurückzuschlagen, haben mich wirklich erschrocken. Khoa, ein Student aus Vietnam, und ich haben bei einem gemeinsamen Essen bei einem Vietnamesen im sogenannten Asian Ghetto den Schock erstmal sacken lassen.

Am darauffolgenden Donnerstag durfte ich Angel zu einer Cocktailparty der Alumni Association begleiten. Diese Veranstaltung läutet jährlich das Homecoming Wochenende ein, bei dem Alumni und Eltern nach Berkeley (zurück)kommen, und bietet Vorsitzenden erfolgreicher Vereine die Möglichkeit Alumni zu treffen und Kontakte zu knüpfen, sowie vorzügliches Essen. Diese starke Verbindung der Alumni zu ihrer Universität ist ein weiterer großer Unterschied zu deutschen Universitäten.
 


Vorletzten Freitagnachmittag machte sich ein mit sechs Rotaractern, deren Gepäck und einer Menge Snacks vollgepacktes Auto auf den Weg nach San Diego zur Big West Conference 2014. Bei dieser alljährlichen Konferenz treffen sich alle Rotaract Clubs der Westküste aus Kalifornien und auch Kanada, Arizona und Mexiko. Nach einem Zwischenstopp in einem koreanischen Restaurant in Los Angeles, kamen wir dann nach Mitternacht auch tatsächlich in San Diego an. Reann, die mit dem anderen Auto aus Berkeley angereist war, und ich wurden von zwei Mädchen, die an der University San Diego studieren und ebenfalls Rotaracter sind, beherbergt und durften auf dem glücklicherweise mit Teppich belegten Boden ihres Doppelzimmers schlafen. So habe ich nun auch mal einen typischen amerikanischen Dorm von innen gesehen. Der Campus der USD ist wundervoll – viel weitläufiger als der in Berkeley, ist er gesäumt von Palmen und bebaut mit anmutigen Gebäuden,  die mit Ornamenten verziert und mit Zwiebeltürmen versehen sind.
so ungefähr sehen die Gebäude auf dem gesamten Campus aus
Lawrence, Eddi, Alice, John und Billal

...und das ist die Sicht von dort aus!

Der Samstag war straff durchgeplant – neben drei Plenumssitzungen konnten wir uns für vier Workshops entscheiden. Manche Reden haben mich mehr, manche weniger beeindruckt, doch einige waren sehr inspirierend und haben einige Gedankenstöße angeregt. Auf den Punkt gebracht hat beispielsweise Steven Snyder die Notwendigkeit, dass Rotary jünger, weiblicher, diverser und dadurch moderner, offener und ideenreicher werden muss. Jeremy Poincenot, der während seiner Collegezeit erblindete, vermittelte, was er selbst gelernt hatte; sinngemäß: Fokussiere dich auf das, was du hast und was dir möglich ist, statt auf das, was du verloren hast oder nie hattest. Interessant waren die Einblicke in internationale Projekte von Rotary und Tipps für erfolgreiches Fundraising, Führungsstile und Professional Networking – in letzterem wurden wir belehrt, dass wir besser mit Visitenkarte aufgetaucht wären, was manche Teilnehmer auch gemacht hatten, da ein großer Bestandteil der Konferenz aus mingling bestand, also Kontakte knüpfen. Das habe ich zwar getan, doch eher auf einem freundschaftlichen als geschäftlichen Level, und das war auch in Ordnung so.
hinter dieser Kulisse wurde der Lunch geboten

Neben mir Alessio, Lawrence, AD, Reann und Boz
...und alle Teilnehmer der BWC 2014!


Abends haben wir Rotaractor aus Berkeley in einem heiß begehrten mexikanischen Restaurant die vermutlich besten Burritos in ganz San Diego, vielleicht sogar Kalifornien, gegessen und haben den Tag am Strand ausklingen lassen, umgeben von Felsen und den Blick auf das Meer genießend. Da die Wege in San Diego eher lang sind, konnten Reann und ich glücklicherweise bei einem Freund von Lawrence unterkommen, der auf dem Campus der University of California, San Diego in einem der schier unendlich vielen Wohnhäuser für Studierende wohnt.

Bevor es wieder nach Berkeley zurück ging, haben einige von uns den Vormittag im Gaslamp-Viertel verbracht, in dem an dem Tag eine Autoausstellung war.


John, James, Lawrence, dessen Freund und Billal
Zwei Unterschiede die Ess- und Trinkkultur betreffend sind mir an diesem Wochenende nochmals deutlich bewusst geworden - vor allem im Austausch mit dem anderen anwesenden Europäer, Alessio aus Italien, und auch schon vorher im Austausch mit meinem anderen italienischen Freund, Davide. Wenn wir hier zusammen essen gehen, dann wird während des Essen nicht viel gesprochen, und nachdem man entsprechend schnell aufgegessen hat, wird sofort bezahlt und das Restaurant verlassen. Für gemütliche Esser wie Alessio und mich bedeutete dies, dass wir bei allen Mahlzeiten noch vor unserem letzten Bissen wieder zum Gehen angehalten wurden. Was die "Trinkkultur" angeht, so ist ein Glas Wein beim Essen oder eine Flasche Bier am Abend, zumindest auch aus rechtlichen Gründen für die unter 21-jährigen, unüblich, was dazu führt, dass das seltene Trinken als absolutes Highlight wahrgenommen wird, entsprechend die gesamte Aufmerksamkeit erfordert und nicht nur nebenher während anregender Gesprächen geschehen kann. Auch das war für Alessio und mich seltsam.
Die Rückfahrt verlängerte sich durch einen Stau bei L.A. und einen Zwischenstop in einem amerikanischen Diner, wie man es aus Filmen kennt, um einiges, doch die Zeit wussten wir mit Gesprächen über interkulturelle Vergleiche zu füllen. Johns und Lawrences Eltern kommen aus Vietnam, Eddis Eltern aus Südkorea, Alices Eltern aus China und Billals Eltern aus Pakistan. Da niemand von ihnen jemals zuvor in Europa gewesen war, brannten sie darauf, mehr über die europäische und insbesondere die deutsche Mentalität zu hören. Was essen die Deutschen? Was denken die Deutschen über ihre Geschichte? Wie gut hat die Wiedervereinigung funktioniert? Stimmt es, dass die Deutschen am unromantischsten unter den Europäern sind? Schwer zu beantworten waren für mich auch Fragen wie die nach dem größten Unterschied zwischen Frauen und Männern in Deutschland – alles, was mir nach ein wenig Bedenkzeit eingefallen war, stelle sich als universal und nicht spezifisch deutsch heraus. Generell fiel es mir schwer, deutsche Denkweisen, Eigenarten und Charakteristika zu benennen und dabei zu differenzieren zwischen meinen Meinungen und Meinungen, die auf „die Deutschen“ zu generalisieren wären. Da mir Verallgemeinerungen generell widerstreben, konnte ich meinen Begleitern kaum allgemeingültige, eindeutige Antworten geben, doch sie meinten, trotzdem viel über Deutschland gelernt zu haben. Überrascht war ich, als wir über Beziehungen sprachen und darüber, ob unsere Eltern bestimmte Vorstellungen haben, wie unser Lebenspartner sein sollte. Ich war die einzige in der Runde, die von sich behaupten konnte, dass ihre Eltern mit jedem Partner glücklich wären, der mich glücklich machen würde, während bei anderen Eltern Aspekte wie Nationalität, Ethnie oder Bildungsgrad eine grundlegende Rolle zu spielen scheinen.

Los Angeles, leider diesmal nur aus der Ferne
 











So neigte sich ein erlebnisreiches Wochenende schon wieder dem Ende, die nächste Woche verging mit Kursen, Sport und Clubmeetings wie im Flug, und nun ist auch das nächste Wochenende schon wieder vorbei!
Kurz vor Start des 5K unter dem Sather Gate
Gestern fand der große, von Cal Rotaract präsentierte End Polio Now 5K Lauf statt. Für die Kampagne End Polio Now arbeitet Rotary International schon seit Ende der 70er Jahre, und seitdem konnte Polio dank der international durchgeführten Schluckimpfungen in vielen Ländern der Welt ausgerottet werden. Endemisch ist Polio nun nur noch in drei Ländern und das Ziel, Polio als zweite Krankheit in der Geschichte der Menschheit auszutilgen, rückt näher. Mehr als 150 Menschen hatten sich  registriert, um eine 5-Kilometer-Strecke quer über den Campus zu laufen, von der Startgebühr werden weitere Impfungen finanziert. Am Freitag zuvor hatten wir vom International Committee uns im kleinen Kreis bei Shelby getroffen und ein paar Informationsplakate für den Lauf angefertigt, nachdem ich zuvor mit Kristina in einem schönen Café und mit Angel wieder mal beim deutschen Stammtisch war.

Unser wunderbarer Informationsstand
Alessio während er mich motiviert, immer mehr Menschen zu überholen

Wir sind unter 30 Minuten geblieben :)
Platzierung 57 & 58!

Am Samstag haben Emmanuel und ich einen wunderbaren Tag in San Francisco verbracht. Während er, aus San José kommend, noch im Verkehr feststeckte, habe ich mich mit einem Iced Coffee (alle Kaffeekreationen kann man in den hiesigen Cafés auch als geeiste Version bestellen, ein Trend, der gerne nach Deutschland überschwappen kann, wenn es nach mir geht) auf eine Bank hinter dem Ferry Building gesetzt, mein Buch aufgeschlagen und innegehalten. Das Stimmengewirr des wöchentlichen Farmers‘ Market vermischte sich mit den Klängen eines Musikers, die Sonne strahlte mir ins Gesicht, und plötzlich überkam mich ein unglaubliches Glücksgefühl. Schlagartig wurde mir mal wieder deutlich bewusst, was ich untergründig ständig verspüre: Ich bin angekommen - was ich daran erkenne, dass ich den Stadtplan nicht mehr auspacken musste. Ich lebe in eine der schönsten Gegenden, nur wenige Minuten entfernt von einer der aufregendsten und lebendigsten Städte der Welt, in der noch soviel zu entdecken bleibt. Ich fühle mich zufrieden und entspannt wie lange nicht mehr, erlebe so viel und genieße jeden einzelnen Tag. Dieses überwältigende Glücksgefühl hat mich den ganzen Tag begleitet.


Emmanuel und ich sind nach einer Stärkung mit Smoothies im Pier 39 den Telegraph Hill hinaufgelaufen und haben für die atemberaubende Aussicht auf die Bucht San Franciscos keine Worte finden können. Ewig sind wir um den Coit Tower, der leider schon geschlossen hatte, herumgelaufen und haben beobachtet, wie die Stadt, das Meer, die Golden Gate Bridge, Treasure Island und die Bay Bridge von der untergehenden Sonne in warme Farben getaucht wurden, schließlich in der Dunkelheit versanken und ihre Lichter erstrahlen ließen.












 

Buchstäblich hineingestolpert sind wir in das Little Italy San Franciscos, North Beach, auf der Suche nach einem Restaurant, und sind schließlich fündig geworden in einer fabelhaften mexikanischen Taco Bar, die köstlichen Weißwein aus Napa Valley anbot und in der, ganz unerwartet, guter, alter Hip Hop gespielt wurde. Danach wollten wir uns in einer Bar an einen der vielen Tische auf dem Bürgersteig setzen, doch es war schier unmöglich, einen Platz zu bekommen. Gerade als wir aufgeben wollten, konnten wir doch einen Tisch ergattern und haben bei einem leckeren Cocktail das Leben auf den Straßen beobachtet. Das ganze Viertel war voll, vielfältig und laut und wir wollten am liebsten gar nicht mehr zurückfahren und konnten uns schließlich darauf einigen, zumindest bald wiederzukommen.













Nach meiner sportlichen Betätigung am Sonntagmorgen habe ich mir den Berkely Flea Market angesehen, ein sehr diverser, wöchentlich auf dem Gelände einer BART-Station stattfindender Flohmarkt. Während die überwiegend von Händlern betriebenen Stände weniger interessant, da auf allen Straßenfesten vorzufindend, waren, so war die Atmosphäre doch sehr entspannt und besonders - ein paar Männer hatten ihre Trommeln, teilweise ein komplettes Schlagzeug, mitgebracht und improvisierten darauf die fesselndsten Rhythmen.


Im Elmwood Viertel habe ich danach einen mexikanischen Pralinenhersteller gefunden, der einen Milchshake aus mexikanischer Schokolade anbot, und habe, einen solchen genießend, auf einer Bank sitzend und von der Sonne bestrahlt gelesen. Neben der öffentlichen Bibliothek, auf die man kostenlos zugreifen kann, wenn man in Berkeley wohnt, habe ich auch eine Mitgliedschaft in der Universitätsbibliothek abgeschlossen und bin nun mit zahlreichen, nichtuniversitätsbezogenen Büchern ausgestattet. Nachdem ich einen sehr bewegenden Jugendroman gelesen habe, habe ich nun ein Buch von Nick Hornby begonnen und freue mich sehr, wieder mehr zu lesen.

Wirklich nervig und einschränkend, wenn ich auch versuche, das nicht zuzulassen, ist ein Ausschlag, der mich nun seit mehr als zwei Wochen begleitet, sich verändert und trotz Salbe und Tabletten von zweimaligen Arztbesuchen schlimmer wird. Von den Beinen über die Arme breitet er sich immer weiter aus und juckt ununterbrochen. Die Nächte schlaf ich kaum noch durch, da ich zwischendurch vom Kratzen aufwache; die vorletzte Nacht war besonders schlimm und gefühlt weniger Schlaf mit Unterbrechungen als vielmehr ein dauernder Halbschlaf mit kurzen Schlafphasen. Entsprechend müde und unkonzentriert bin ich mittlerweile tagsüber. Bisher wird eine allergische Reaktion vermutet, jedoch bleiben die Ärzte und ich ratlos, worauf. Ich hoffe, dass die nächsten Tage Besserung mit sich bringen.

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