Am Freitag hat das International Office eine
Wanderung zum Big C angeboten, an der Bianca und ich teilgenommen haben. Bianca
habe ich am Mittwoch kennen gelernt, als wir endlich unsere ID bekommen haben
und dafür Fotos angefertigt werden mussten. Das Big C ist ein gelber Betonblock, der
1905 von Cal Studierenden auf einem Hügel errichtet wurde und von dem aus man
einen fabelhaften Blick auf den Campus und die Bucht hat. Den kleinen Aufstieg
ist der Blick absolut wert, doch vor allem dort oben sieht man der Natur an,
wie sehr sie unter der Trockenheit leidet. Kalifornien befindet sich zurzeit in
einer der schlimmsten Trockenzeiten seit Jahrzehnten, wenn es nicht bald regnet
und die Menschen ihren Wasserverbrauch nicht senken, ist wahrscheinlich in etwa
anderthalb Jahren kein Trinkwasser mehr verfügbar. Für einige Städte in
Kalifornien trifft das sogar jetzt schon zu.
Beim Anblick des Stadiums, auf das
man auf dem Weg zum Big C schaut, ist Sasha, eine der Student Advisors, jedenfalls
eingefallen, dass sie zwei Tickets für das Footballspiel gegen Colorado zu
vergeben hat. Bei der kleinen Verlosung hatte ich tatsächlich Glück, und so
sind Davide, ein Masterstudent aus Italien, und ich am Samstag mit Sasha und
ihrem Ehemann ins Memorial Stadium gegangen. Die Stimmung war gigantisch! Jed
hatte mir zum Glück am Freitagabend noch die Regeln erklärt, und nach einer
Weile habe ich das Spiel auch verstanden – ich hatte immerhin vier Stunden dazu
Zeit, solange hat das Spiel nämlich gedauert. Die reine Spieldauer beträgt
dabei nur 60 Minuten, aufgeteilt in zwei Halbzeiten zu je zwei Blöcken, doch es
wird zwischendurch sehr viel abgepfiffen und diskutiert. In dieser Zeit wird
dann Werbung geschaltet, es werden Preise für Zuschauer vergeben, kleine
Showeinlagen oder in der Halbzeit auch größere eingelegt und Schecks vergeben und
Menschen für alle möglichen Dinge ausgezeichnet. Wir hatten wirklich Glück,
denn die Cal Bears haben heute gewonnen, und das nach einem unglaublich
spannenden, sehr, sehr knappen Spiel und erst in der Verlängerung (59-56!). You tell the whole damn world this is bear territory!
So sieht ein Fraternity Party vor einem Football Game aus. |
Sasha, Davide und ich |
Am Sonntag sind Kristina, ein paar ihrer Freunde und ich nach San Francisco in den Golden Gate Park gefahren, um dort ein Festival zu besuchen. Der Name „Now and Zen“ implizierte für mich gute Musik, außerdem war es, wie viele Konzerte und Veranstaltungen in San Francisco, kostenlos. Ich hätte mich wohl besser informieren sollen, es handelte sich nämlich um das alljährliche Festival eines Radiosenders. Wir hatten einen schönen Tag, die Sonne schien uns ins Gesicht, die zahlreich erschienenen Menschen saßen auf Picknickdecken und dementsprechend war die Stimmung gut und entspannt. Doch wir waren uns einig: besonders umgehauen hat es uns nicht. Mat hat es besonders schön formuliert: „Well, there is nothing about the music to actively dislike.“ Wie das eben so ist mit der Musik, die im typischen Radiosender läuft. Was mich allerdings auf die Palme trieb war die Playlist, die der Veranstalter in tatsächlich jeder Pause zwischen den Bands abspielte!
eingebettet in den Park das Festivalgelände |
Mat, Dorothea, Xenia und Kristina (Malik fehlt) |
So war es nicht schlimm, am späten Nachmittag einen Grund zu
haben, wieder nach Berkeley zu fahren, nämlich um dort mit meiner Gastfamilie essen zu gehen.
Der Anlass war Fayes Geburtstag am Freitag und Yvonnes Geburtstag am Samstag,
und so fuhren wir an die Marina, um dort mit Jeds Bruder und dessen Ehefrau mit Blick auf die untergehende Sonne
hinter San Franciscos Skyline die zwei Geburtstage
zu feiern. Am Freitag hatte Faye ein paar Freunde eingeladen, samstags war Yvonnes Nichte zu Gast und am
Sonntagabend kamen Nachbarn zu Besuch – so wurde im Grunde das ganze
Wochenende lang gefeiert und es gab - ganz zu meiner Freude - eine Menge Ice cream cake.
Wer Balken aus Bildern entfernen kann, ohne dass man dies bemerkt, möge sich bei mir melden und helfen, es nimmt dem Bild doch ein wenig die Romantik ;) |
Gestern
haben Davide und ich dann den „Touchdown Monday“ wahrgenommen - im Student Store
gibt es montags nach den gewonnen Spielen, abhängig von der Anzahl der Touchdowns,
Rabatte. Danach waren wir im BurgerMeister essen – auf dieses Wortspiel ist
anscheinend nicht nur der Imbiss in Leipzig gekommen, doch in Berkeley hätte
ich es nun nicht erwartet.
Schließlich
habe ich heute meinen ersten midterm geschrieben. Zwar kann ich noch nichts
über das Ergebnis sagen, aber mein Gefühl ist nicht allzu schlecht, und viel wichtiger:
das Lernen war viel entspannter als in Deutschland. Vielleicht sehe ich das am
Ende des Semesters anders, aber bis jetzt sagt mir das System mit den Zwischenprüfungen
viel eher zu als eine Monsterprüfung am Ende des Semesters – es war mir viel
schneller möglich, mir einen Überblick über die Themen zu verschaffen und in
der Prüfung selbst herrschte nicht die offizielle, gewichtige Atmosphäre wie
bei den Semesterabschlussprüfungen. Sehr erfreulich und auch ein bisschen
überraschend fand ich die Zusammenarbeit der Kursteilnehmer im Vorhinein. Die
meisten Dozenten nutzen eine Internetplattform, um ihre Folien hochzuladen,
Material zur Verfügung zu stellen, Mitteilungen zu senden und Noten zu
veröffentlichen. Außerdem werden dort auch die Hausaufgaben abgegeben, Diskussionen in
Foren und Chats geführt und es gibt die Möglichkeit, gemeinsame Dokumente zu
starten. Dies wurde aktiv genutzt, und der Study Guide wurde von allen gemeinsam
beantwortet. Konkurrenz, die ich um ehrlich zu sein erwartet hatte, war nicht im Geringsten zu spüren, ganz im Gegenteil versuchten alle, sich zu helfen. Ähnliches habe ich
auch in anderen Kursen erlebt, eine Dozentin leitete ein, die Lösung für die Hausaufgaben online zu diskutieren. Anders
sieht es womöglich in den Kursen aus, bei denen eine Normalverteilung über die
Noten gelegt wird.
Nun bin ich gespannt auf das Ergebnis und wie es weitergeht. Es bleibt aufregend! (:
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