Sonntag, 24. August 2014

Welcome to California!

Endlich werden sie niedergeschrieben, die ersten Eindrücke aus Berkeley. Wenn ich die letzten Tage am Laptop saß, habe ich stundenlang Wohnungen angesehen und E-Mails verschickt, jetzt habe ich erstmals die Ruhe, mich zu sammeln.
Aber von Anfang an...

Nach einem langen, ungemütlichen Flug ohne privaten Bildschirm, der mir sehr fehlte, kam ich am Dienstagabend in San Francisco an. Nach langem Warten auf die Pass- und Visumskontrolle und noch längerem Warten auf ein Shuttle, fiel ich nur noch müde in mein Hotelbett und versuchte zu realisieren, was gerade geschah. Ich war tatsächlich angekommen in den USA, ganz alleine und voller Neugier auf alles, was kommen würde.

Der Mittwoch begann mit einem grandiosen, typisch amerikanischen Frühstück mit Bagels, Waffeln und Pancakes. Danach verbrachte ich die Stunden mit Durchforsten der gängigen Internetseiten für Wohnungen und Zimmer und dem Besorgen einer amerikanischen SIM-Karte und fuhr dann mit der BART (die Bay Are Rapid Transit, ein Bahnsystem, das sowohl ober- als auch unterirdisch verkehrt und San Francisco mit der gesamten Bay Area verbindet) nach Berkeley. Mein Dauergrinsen wurde ich trotz meinem schweren Koffer nicht mehr los. Um noch mehr Eindrücke zu sammeln, lief ich zu meinem Hostel, das auf der Karte nicht weit entfernt zu liegen schien - nächstes Mal würde ich den Bus nehmen, ich war erleichert, irgendwann angekommen zu sein. Das Piedmont Haus wird von den Besitzern selbst bewohnt, es gibt zwei Bäder und eine Küche. Empfangen wird man von einem merkwürdigen Geruch aus Mief und Essen und allerlei kleinen Zetteln an den Türen, die mit Lebensweisheiten und Warnungen, keine parfümhaltigen Produkte zu verwenden, beschriftet sind. Meine Mitbewohnerin mittleren Alters lebt seit Jahren in dem Hostel und hat irgendwann beschlossen, auf dem Tisch zu kochen, somit war außer zwei anderen Betten nicht mehr viel Raum übrig. Außerdem arbeitete sie immer nachts an einem Projekt und kam dann mitten in der Nacht wieder und kochte sich noch was. Kurzum - ich war fast froh, dass ich hier gar nicht länger als zwei Nächte bleiben konnte, da alles restlos ausgebucht war.

Unser kuscheliges 3-Bett-Zimmer im Piedmont House
Das lag daran, dass in Berkeley dieses Wochenende alle Studenten in ihre Unterkünfte eingezogen sind, und alle noch suchenden sich im Vorhinein ein Zimmer gebucht hatten. Das bedeutete allerdings auch, dass sich rein gar nichts für die Nächte auftreiben ließ. Ich saß also in dieser fremden Stadt, ohne zu wissen, wo ich die nächsten Nächte bleiben sollte, geschweige denn die nächsten Monate.
Und so erklärt sich auch, was ich die letzten Tage pausenlos gemacht habe - E-Mails geschrieben, telefoniert und Wohnungen angeguckt. Der Wohnungsmarkt hier ist wahnsinnig, für horrende Mieten bekommt man teilweise die unterirdischsten Zimmer zu Gesicht. Es riecht meist seltsam in den Wohnungen und die Bäder und Küche teilt man sich mit mehreren Leuten, in einem Haus waren es 30. Manche Häuser werden von älteren Ehepaaren vermietet, denen man dann Rede und Antwort stehen muss, wohin man geht. Einige interessante Wohnungen liegen in seltsamen Gegenden, wie zum Beispiel an der Grenze zu Oakland, eine der kriminellsten Städte der USA. Eine schöne Wohnung hatte ich schon zugesagt und es sollte nur noch ein Termin zur Vertragsunterzeichnung vereinbart werden, dann bekam ich einen Anruf, dass das Zimmer nun doch schon vergeben sei.
Auch jetzt weiß ich noch nicht sicher, wo ich wohnen werde. Zur Zeit kann ich im Anbau einer Familie auf einer Matratze schlafen, die ich über Couchsurfing gefunden habe. Eigentlich sollten es nur zwei Nächte werden, doch wahrscheinlich kann ich sogar den ganzen August hier bleiben. Freitagmorgen wusste ich nicht, wo ich die Nacht verbringen soll, und jetzt habe ich sogar meinen eigenen Rückzugsort und ein kleines Bad. Ich bin unsagbar dankbar, dass ich Debbie gefunden habe und kann mein Glück kaum fassen. Sie verlangt in keinster Weise eine Gegenleistung, doch ich werde trotzdem versuchen, ihr meine Dankbarkeit zu zeigen.

Mit ihrem Fahrrad konnte ich heute zu allen Besichtigungen fahren und die Stadt so viel besser entdecken als zu Fuß. Bis nach Kensington bin ich heute hoch gefahren, für den Blick hat es sich definitiv gelohnt. Das Wetter, die Kakteen und Palmen und das bergige Umland ergaben ein wundervolles Gesamtbild. Im Folgenden ein paar Eindrücke:

Berkeley ist unglaublich fahrradfreundlich - viele große Straßen sind Bicycle Boulevards, auf vielen kleineren Straßen ist der Hinweis zu sehen, die Straße zu teilen.

 Ohja, da bin ich auch langgefahren - YOLO!

 Die Sicht auf die Bay ...
... und durch den Nebel erblickt man San Francisco!

Ein weiterer wunderbarer Mensch, den ich schon kennen lernen durfte, ist Manuel. Ich kenne ihn über Gabi, die Mutter einer Freundin meiner Schwester, die bei ihm gewohnt hat, als sie in Berkeley war. Vielleicht kann ich ab Oktober bei ihm in Albany wohnen. Manuel hat mich am Donnerstag in Berkeley aufgepickt und hat mit mir einen spontanen Kurztrip durch die Gegend gemacht und mir ein paar schöne Ecken gezeigt, und das alles ohne mich zu kennen.

Und schließlich war gestern noch die Orientierungssession der UC Berkeley Extension für internationale Studenten. Bezeichnend fand ich, dass es in erster Linie um Sicherheitsangelegenheiten ging, die eigens von dem Polizeichef der Campuspolizei vorgetragen wurden. Beim Suchen des richtigen Raums und während des Lunchs habe ich zufälligerweise nur deutsche Studierende kennen gelernt - es war sogar schon jetzt schön, auf Deutsch plaudern zu können. Doch ich freue mich auch auf all die anderen Studierenden. Die Kurse gehen erst am Donnerstag los, bis dahin kann ich meine freie Zeit also genießen!
Obwohl ich erst so kurz hier bin, ist schon soviel passiert, deswegen ist dieser Post unerwarteterweise lang geworden, aber ich hoffe, ich habe niemanden gelangweilt.

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